White Hinterland – Kairos :: VÖ: 16.4.
Casey Dienel hat ihre Songs jetzt in metertiefen Grooves versenkt, mit schweren Bässen umbaut und ansonsten ziemlich entrümpelt. Man möchte ein Ausrufezeichen dahinter setzen: So hört doch nur das Flehen und Barmen, die Stimme der Amerikanerin, die sich in den neuen Klangräumen drehen und wenden kann, wie ihr beliebt. Und wie gut das klingt.
White Hinterland, so der Name des kleinen Ensembles, das die Chanteuse kompetent umspielt, gehen mit Texturen aus Afrobeat und Reggae und Erinnerungen an die Slits und das Dub Narcotic Soundsystem auf Expedition durch die Hallräume ihrer Imagination. Und landen nachher auf einem Stück Pop-Neuland. Hatte sich da irgendetwas angedeutet? PHYLACTERY FACTORY, 2008 veröffentlicht, war schon ein großes Album, eines der größten in der Liga der jungen, selbstgewissen Songwriterinnen. Es hatte sowohl den Swing als auch die schweren Balladen, und Casey Dienels Stimme sprang ganz koboldisch über die Töne und Piano-Melodien. Wahrscheinlich war die Gemeinde der hochempfindlichen Folk-Jünger noch mit der Decodierung der Tiersymbole auf Joanna Newsoms YS beschäftigt, Casey Dienels White Hinterland blieb jedenfalls weitgehend unbemerkt.
Das kann, das muss mit KAIROS anders werden. Dafür spricht schon dieses einmalige Design, in dem sich Folk und Dub ineinander verschlingen, ohne jetzt gleich an die Fellow Travellers zu erinnern. Der Umzug von Dienel und Bandkollege Creeden nach Portland erwies sich im Nachhinein als Glücksfall, man stand nämlich plötzlich ohne Klavier da, das immer das Zentrum im Hinterland gewesen war. Und so begannen die beiden Musiker mit Loops, elektronischer Percussion und Sounds zu experimentieren. Und ich verrate jetzt nicht zuviel: Im elektronischen Raum haben White Hinterland ihr Zuhause gefunden.
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