Winter – Jasmine Nightdreams
Edgar Winter ist es mittlerweile gelungen, sieh aus dem Schatten des großen Bruders Johnny herauszuboxen. Hier und dort gab es ja auch schon anerkennendes Schulterklopfen. Bei seiner neuen LP „Jasmine Nightdreams“ hat der weißmähnige Edgar so richtig aus dem Vollen geschöpft. Was da so alles auf den Hörer einstürmt! Diese Vielzahl von Stilelementen muß erst einmal verdaut werden. Da funkt und rockt und jazzt und swingt es, daß man erst einmal sortieren muß, um nicht den Überblick zu verlieren. „How Do You Like Your Love“ und „I Always Wanted You“ – zwei „schwarze Titel“, bei denen ich Stevie Wonder singen höre, zum Verwechseln ähnlich! „Keep On Burning“ zeigt Edgar dagegen als den totalen Rocksänger, kreischend, inmitten der gekonnten Gitarrenkaskaden seines Bruders Johnny, der bei Duellen mit dem Kollegen Rick Derringer mit Leichtigkeit die Oberhand behält. (Außerdem assistierten Edgar noch die beiden Drummer Chuck Ruff und Rick Marotta.) Dabei ist Edgar durchaus in der Lage, wunderschöne Klangbilder zu malen. Mir gefallt er am besten, wenn er in angejazzten Passagen mit mehrstimmigen Bläsersätzen arbeitet oder einen ganz relaxten Swing auf die Beine stellt. („All Out“, „Sky Train“ oder „Solar Strut“ z.B.) Warum dann noch der andere Ballast? Ist Edgar als Musiker noch so unfertig, daß er nicht weiß, auf welche Richtung er sieh festlegen soll? Ist er einfach unsicher oder kann er die zahlreichen Einflüsse, die er reproduziert, noch nicht zu einer befriedigenden Synthese verarbeiten?
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