Wire – Everybody Loves A History von Kevin S. Eden
Die Bedeutung von Wire für die Popmusik der späten 70er und danach: Sie nahmen den verfetteten, mit Tonnen von Modeschmuck behängten, unansehnlichen und im Übrigen halbtoten, sabbernden, hysterischen und stinklangweiligen Balg, schnitten alles weg, was nicht dazu gehörte, und brachten den reinen, simplen Kern zum Vorschein, der sodann in kühler, betörender Schönheit erstrahlte. Für die, die sich darauf einlassen mochten, gehören sie deshalb zu den wichtigsten künstlerischen Erscheinungen des 20. Jahrhunderts. Wie das geschehen konnte, lässt sich am besten so erzählen wie Wire-Musik funktioniert: indem es sich selbst erzählt. Deshalb verzichtet Kevin Eden fast völlig auf Kommentare, Adjektive, Lobeshymnen und ähnlichen Schmus, lässt die vier Haupt- und einige Nebenbeteiligte nüchtern, bisweilen luzide und mit feinem Humor berichten, was seit ihrer Kindheit der Reihe nach geschah. Diese Zurückhaltung macht das Buch zu einer Ausnahmeerscheinung im Heer der Musikbücher, die meist aus wahllos zusammengestoppelten O-Ton-Fetzen und Secondhand-Anekdoterie bestehen, und zur spannenden Lektüre auch für Leute, für die Popmusik bei Sergeant Pepper beginnt und mit „The Wall“ definitiv zu Ende ist. Aber Achtung – das Buch hat einen schlimmen Fehler: es ist plötzlich aus. 1990, um genau zu sein. Kein Wort über die Jahre danach. Wiederentdeckung, Reunion: noch nicht einmal die Diskografie wurde ergänzt, obwohl seither ein ganzer Schrank von Solo- und anderen Platten erschienen ist (und gerade eben ein ganz neues Wire-Mini-Album). Das liegt daran, dass das Buch ursprünglich 1991 erschienen ist wenn man schon auf Aktualisierung verzichtet, dann hätte man das auf dem Umschlag erwähnen müssen.
www.wireview.com
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