Xavier Naidoo :: Alles für den Herrn/Zwischenspiel

Xavier Naidoos erstes "Konzeptalbum" - zwischen Liturgie und Mediatisierung.

925 Jahre nach dem Investiturstreit bringt uns der Psalmen-Rapper und Soul-Poet mit seinem Doppel(!)-Album ALLES FÜR DEN HERRN/ ZWISCHENSPIEL die Zweischwertertheorie wieder ins Bewusstsein: Disc 1 für Gott [Ablass?], die zweite CD ZWISCHENSPIEL behandelt bekannt larmoyant Themen wie Liebe, Beziehungen. Gefühle. Politik (also eher Weltliches). Beat unterlegt, Soul- sowie gelegentlich Reggae-geschwängert und sprachlich latent von-Berlichingen-lastig verabreicht der passionierte Weihraucher mit der Ausnahmestimme (magenschmerzbedingt?) mit seinem neuen, 29 Tracks umfassenden Opus dem Hörer eine Oblate mit zwei verschiedenen Seiten. Auf der „Gottes-CD‘ erschafft er apokalyptische (Rap-) Visionen („Der Herr knickt alle Baume“] und predigt von Babylon und Königreichen, die man nicht mal in Niederbayern kennt. Und obwohl die israelische Politik zurzeit keinen Blumentopf gewinnt, kämpft Herr Naidoo weiter für das Neue Zion: Mannheim („Alle Männer müssen kämpfen“]. Dem gegenüber steht „Xavier der Weltliche“, der sich mit teils autobiografischen, teils fiktiven Texten („Abschied nehmen“] von seiner ganz normalsterblichen Seite präsentiert. Zu der betonten Zweiteilung seines Albums bekennt Xavier Naidoo: „Ich bin ja einsichtig. Die Leute, die keinen Bock haben, mich glaubensmäßig abfahren zu hören, können sich mit ZWISCHENSPIEL befassen und finden vielleicht im Lauf der Zeit auch an ALLES FÜR DEN HERRN Gefallen.“ Xavier kann’s halt nicht lassen, das Missionieren durch die Hintertür.

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