Yellow Magic Orchestra – Xoo Multiples

Der ferne Osten hat für uns Westeuropäer eine meist geheimnisvolle Anziehungskraft, und so bestaunt man hier die sporadischen kulturellen Äußerungen aus dieser Ecke der Welt mit entsprechendem Interesse und Wohlwollen. Das Yellow Magic Orchestra kommt aus Japan und arbeitet dort schon seit ein paar Jahren zusammen. Kopf der Band ist Haroumi Hosono (Synthi), außer ihm spielen noch Ryuichi Sakamoto (Keyboards) und Yukihiro Takahashi (Drums). XOO Multiples ist ihr zweites auch in diesen Breiten lieferbares Werk, und Gerüchten zufolge soll es sich dabei um eine Zusammenstellung von in Japan bereits bekanntem Material handeln. (Ein Sampler mit hauptsächlich kommerzieller Zielsetzung also?) Wie die Instrumentierung schon verrät, ist die Klangfarbe der Musik fast rein elektronisch, auch das sehr kühl und maschinell eingesetzte Schlagzeug schafft kein Gegengewicht. Die Klangqualität ist ganz ausgezeichnet – selbst die kleinsten Effekte sind hörbar.

Nun gibt es bei jeder Musik die Gefahr, daß sie durch allzu betont technische Präsentation und Perfektion leicht in einem Vakuum seelenloser Spielerei enden kann – zumal wenn sie sich auf elektronische Klangfarben beschränkt. Die Entwicklung der deutschen Elektroniker und die Schwemme an modernen Foxx/Numan-orientierten Werken belegt dies. Was das YMO im Vergleich zu jenen unterscheidet, ist eine gewisse Stilvielfalt, die fernöstliche Tonfolgen, Reggae, ambient noises und westliche Elemente zusammenführt und teilweise auf albernste Art und Weise karikiert, um damit der oben erwähnten Gefahr zu entgehen. Doch vergebens: Mir persönlich sagt XOO Multiplies kaum etwas, beim Hören fällt mir gelegentlich mal dieser oder jener Effekt auf, aber zum 40-Minuten-Zuhören ist mir das Ganze zu unwichtig und modeorientiert. Was wohl in Japan wirklich so an Musik gemacht wird? Schließlich denkt man dort ja auch, daß alle deutschen Gruppen so klingen wie die Scorpions…