Yes

Chris Squire (b) und Alan White (dr) planten eine neue Band, nachdem sich Yes Ende ’81 offiziell aufgelöst hatten. Der beste Sänger, den sie sich vorstellen konnten, hieß dann aber doch wieder Jon Anderson. Und nun gibt es eine neue LP von Yes. Die Besetzung vervollständigen Trevor Rabin (g, keyb) und Tony Kaye (keyb); jener Tony Kaye übrigens, der von 1968 bis 1971 zur allerersten Yes-Formation gehört hatte.

90125 ist ein überraschend starkes Comeback. „Owner Of A Lonely Heart“, den Single-Track, kann man zwischen Journeys „Wheel In The Sky“ und frühen Police-Songs einordnen: eine Hardrock-Ballade, von der unverkennbaren Stimme Jon Andersons geprägt. Hart und trokken rockt die Band auch im zweiten Stück „Hold On“: dazu im Kontrast der weiche Gesang Andersons.

Danach geht’s los mit rhythmischen und melodischen Kunststükken, die derzeit keine Hardrock-Truppe bieten kann: „It Can Happen“ und „Changes“, die verbleibenden Songs der ersten Seite, sind die Glanzlichter des Albums.

Die zweite Seite beginnt mit einem überschäumenden Instrumental-Titel, live im Studio eingespielt. Produzent Trevor Hörn mischte einen ekelhaften Chor nach Art der Buggles-Platten ein; da hat ihn die Vergangenheit eingeholt. Ähnliches gilt für „Leave It“: überproduziert, mehr eine Aneinanderreihung von Gimmicks als ein Song. Die restlichen drei Titel zeigen dann wieder Aufwärtstendenz.

Die gesamte LP hat Drive und klingt zeitgemäß. Blank geputzte Keyboard-Sounds und auffällige rhythmische Muster erinnern zwar an die gängige Popmusik; hier sind sie aber eingebunden in ein weiträumiges und beseeltes musikalisches Konzept. Die Essenz der Yes-Musik sind immer noch die Musiker, nicht die Klänge.