Yoko Ono

Blueprint For A Sunrise

Avantgarde-Pop - Zwischen Avantgarde und Song: Yoko Ono zur Befindlichkeit der Welt.

Avantgardisten sind schon ein seltsamer Menschenschlag. Als junge Wilde gebaren sie sich jung und wild. In ihren mittleren Jahren wird ihr Werk von Altersmilde bestimmt und auf ihre alten Tage kommen wieder die jungen Wilden in ihnen zum Vorschein. Beispiele dafür gibt’s genug. Im Jazz sowieso und im Pop – naja, weitestgehend – ist Yoko Ono ein perfektes Exempel dafür. Ganz früher stand Ono für schmerzvolle Avantgarde, vom Ende der Siebziger (auch und vor allem die Gemeinschaftsarbeiten mit John Lennon) bis Mitte der Achtziger produzierte sie – selbst in Pop-Maßstäben gemessen – nur noch Banalitäten. 1995 kam dann das Comeback-Album RISING -eine Platte, zwischen Avantgarde und State of the art – deren Größe vielleicht erst in zwanzig Jahren so richtig erkannt werden wird. Blueprint For A Sunrise, wieder mit Sohn Sean Lennon aufgenommen, geht den Mittelweg zwischen Song und musikalischer Freiheit. Die Songs („Is This What We Do“, „I’m Not Getting Enough“) sind besser als alles andere, das in den letzten zwanzig Jahren aus dem Beatles-Umfeld gekommen ist, der Rest ist Yoko Ono wie wir sie kennen: Sie schreit ihren Schmerz zu indisch gefärbten Ambient-Dub-Sounds heraus, kreischt und sprechsingt zu kontemplativen Gitarrenfiguren (courtesy of Sean Lennon). Inhaltlich ist das alles hoch politisch. Hier geht’s um die Rolle der Frau in der Welt – stark vereinfacht ausgedrückt. Für alle, die vom Feminismus nichts mehr hören wollen, kann man das aber noch einfacher beschreiben. YokoOno kämpft mit Naivität und Idealismus für eine bessere Welt. Und dagegen dürften ja selbst die Leute nichts haben, die ihr immer noch die Trennung der Beatles in die Schuhe schieben wollen.

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