„Yukon“ – Die letzten Abenteurer kurz vor der Zukunft

Mit markanten Typen besetzte Regisseur Peter Hunt die beiden Helden seines Films „Yukon“: Lee Marvin jagt als Gesetzeshüter durch den ewigen Winter des Grenzgebietes zwischen Kanada und Alaska hinter einem von Charles Bronson verkörperten Trapper her. Die Story basiert auf einer Polizeiaktion, wie sie sich im Jahre 1931 in Kanada abgespielt hat – nur geht sie im Film viel humaner zuende.

Heute kam für Albert Johnson das Ende seiner Flucht durch den Blizzard. Der wilde Mann aus der Arktis starb kämpfend, aber Kanadas rotgewandete Royal Canadian Mounted Police blieb schließlich Sieger.“ So endete für eine kanadische Zeitung im Jahre 1931 „die aufregendste Menschenjagd, die Kanada je erlebte.“ Der Yukon trennt das nordwestliche Kanada von Alaska. In dieser fernen Gegend extrem niedriger Temperaturen leben nur wenige, vom Land, dem ewigen Eis und den kargen Lebensumständen gegerbte, Menschen – vorwiegend, wenn man den Geschichten glauben darf, Abenteurer und Outlaws.

Unter den Abenteurern, Outlaws und den Veteranen der Royal Canadian Mounted Police spielt auch der Abenteuerfilm „Yukon“. Sein Regisseur Peter Hunt („Im Geheimdienst Ihrer Majestät“) erzählt die wilde, halbwegs authentische Ballade einer Verfolgung durch das unwirkliche, verschneite und rauhe Land der Nordwest-Territories, die sich im Jahre 1931 zugetragen haben soll: Die Story des Trappers Albert Johnson, der mit dem Schießeisen eine allzu schnelle Hand hatte und nun von der Polizei gejagt wird.

Das Beeindruckendste an Peter Hunts Film sind zweifellos die im Cibola National Forest gefilmten Bilder der verschneiten Landschaft, in die sich die markanten Gesichter der Darsteller Charles Bronson (Albert Johnson) und Lee Marvin (Sergeant Mülen) imposant einfügen.

Mit den Charakteristiken seiner Helden hielt sich Regisseur Hunt allerdings nicht lange auf: Was diesen Johnson in die Kälte treibt, immerhin der Angelpunkt der Geschichte, wird nur in unzusammenhängenden Randbemerkungen gestreift. Der wortkarge Bronson, der bestenfalls mal ein aufmunterndes Wort an seinen Hund richtet („Beiß die Zähne zusammen“), ansonsten aber stoisch durch den Schnee stapft, verdankt einzig und allein dieser demonstrierten Hunde-Liebe die Funktion des Sympathieträgers in diesem Film.

Da ist schon sein Verfolger Millen von dem wie eh und je saufenden und polternden Lee Marvin gespielt (Junge, wirf die Gesetzbücher weg“) – eine solidere Figur. Doch schon bei dessen Freundin Vanessa (immerhin Angie Dickinson) fragt sich der Besucher wieder irritiert nach der Funktion dieser aparten Dame in dem harten Männer-Lichtspiel.

Man wird den Verdacht nicht los, daß die fragmentarischen Charakter-Zeichnungen, die zuweilen zusammenhanglosen, geschwätzig wirkenden Dialoge und die sprunghafte Filmerzählung das Ergebnis einer allzu rüden deutschen Synchronisation oder eines flinken Zusammenschnitts sein könnten. Freundlich gesagt: Die Filmerzählung ist streckenweise ungehobelt und sprunghaft wie die beschriebenen Landschaften und die Leute selbst.

Die Story des ungewöhnlichen Duells endet, anders als im eingangs beschriebenen authentischen Fall, mit einer noblen Geste des alten Polizisten und Happy-End für den Verfolgten: In den Kleidern und damit der Identität eines anderen kann Johnson mit Wissen des Polizisten über die Berge entkommen.

Zu diesem Zeitpunkt hat der Streifen ohnehin sein Interesse von dem Drama des flüchtenden Trappers auf die Konflikte das alternden Polizisten mit der anbrechenden Ära der Technisierung verlagert. Einem ihm zur Hilfe herbeigeeilten forschen Flieger, der den Sinn des Alten für Fair Play vermissen läßt, erklärt der amtsmüde Sergeant Millen resignierend: „Wenn Sie die Zukunft repräsentieren, möchte ich das nicht mehr erleben.“