Revolution nach Hausmacher-Art: Arrested Development


LONDON. Gerade Rapper mit“.Crossover-Appeal“ haben oft Mühe, sich bühnenwirksam in Szene zu setzen: Sie verlangen auch ihrem Zufallspublikum eine Faszination mit dem gesprochenen Wort ab, die einfach nicht vorhanden ist.

Arrested Development bilden eine überzeugende Ausnahme. Dabei versprechen die Vorzeichen nicht eben viel: Auf der Bühne befinden sich ein Schlagzeug, ein Twin-Grammo, ein paar Batiktücher sowie zwei, drei Holzräder und -Fässer. Arrested Development haben nicht nur die halbe Farm mitgeschleppt, sondern auch den Großvater. Der als „geistiger Berater“‚ titulierte Baba Oje erscheint als erster und rezitiert ein paar Gedanken über historische Begebenheiten. Nach getaner Rede setzt er sich in einen Armsessel und strahlt stumm vor sich hin.

Die Band stürzt sich mit „Give A Man A Fish“ in die Schweißluft des zwei Nächte lang hoffnungslos ausverkauften „Town & Country“. „Fishing 4 Revolution“ bringt erstmals wirklichen Druck, bei „Raining Revolution“ andererseits demonstriert MC Speech (der daheim in Atlanta auch eine Kolumne für die Lokalpresse schreibt) erstmals sein Talent, komplexe Sätze in geradezu bedrohliche Melodien zu packen. Es tut einfach gut, eine Rap-Gruppe zu sehen, bei der unser gut-liberaler Anti-Sexismus nicht gleich mit der Liebe für Rap ins Gehege kommt. Da verzeiht man MC Speechs Texten schon fast den übermäßigen Gebrauch des Begriffes „Revolution“.

Klar, daß Arrested Development ihr Set mit ihrem Pop-Hit „Tennessee“ beenden. Allerdings — und das ein krasser Fehler—tun sie dies schon nach 2 5 Minuten. Das Publikum ist so schokkiert, daß es kaum reagiert. Als das Septett die Bühne für die Zugaben erklimmt, ist der Impetus futsch. Erst eine improvisierte Version von „Natural“ bringt den Dampf wieder voll zum Zischen. Fazit: Ein großes Versprechen für die Zukunft.