Ryan Adams, München, Circus Krone


Gabe es einen Publikums-Preis für das „Beste Publikum, er müsste 2002 nach München gehen, Wurde Ryan Adams bei seinen besinnlichen Akustik-Konzerten in New York und London noch durch permanenles Gequatsche gestört, so blickte er im Circus Krone aus verkaterten Augen in einen totenstillen Saal. So leise zupfte er die Saiten, dass ein auf dem Rang-Fußboden umkippender Becher mit vorwurfsvollen Blicken quittiert wurde. „Oh my sweet Carolina“, hauchte Adams zu Beginn und eröffnete damit ein schauderhaft intimes Set mit den Alt. Country-Balladen der letzten drei LPs. Bisweilen wurde er von Streicherinnen oder einem Gitarristen begleitet, zumeist aber stolperte er alleine zwischen der Akustik-Gitarre und einem Flügel hin und her, an dem er zu empörten Zwischenrufen („Was soll das?“) das vermutlich leiseste „Brown Sugar“ in der 31-jährigen Geschichte des Stones-Klassikers zum Besten gab. Durchgeatmet werden durfte erst, als Adams in einem Anfall von Clownerei mitten in der Zugabe „Lovesick Blues“ von Hank Williams wie tot zur Seite umfiel – wieder aufstand und weiterjodelte. Wer beim nächsten Mal nicht hingeht, ist selbst schuld.