Satz und Sieg – Van Halen


Nach einer verlorenen Privatpartie spielt Eddie van Haien wieder auf Sieg. Mit seiner Band im Rücken stehen die Zeichen auf Erfolg.

Ein Interview mit den Exil-Holländern Eddie und Alex van Halen ist wie ein gutes Tennisturnier: professionell in den Standardsituationen, spannend in den entscheidenden Momenten. Die Standardsituation: Van Haien haben wieder eine neue Platte draußen. Sie heißt ‚Balance‘, klingt wie gehabt und ist ihr zehntes Studioalbum. Die entscheidenden Momente: Alex und Eddie plaudern über Privates. So erzählt Edward I., daß er mit seiner neuen, modischen Kurzhaarfrisur „am Morgen nach einer heftigen Party“ aufwachte. Kann passieren, pariert der erfahrene Partygänger. Nur für Herrn van Haien sind feuchte Festlichkeiten dieser Sorte seit seiner Trennung von Schauspielerin Valerie Benelli zur Gewohnheit geworden. Das jedenfalls pfeifen in Hollywood die Spatzen von den Dächern. Außerdem weiß man: Eddie hat allen Grund, sich zu zerstreuen. Denn eine Scheidung nach kalifornischem Recht kommt teuer. 50/50 heißt die Zauberformel, nach der im Sunshine State die Versorgung der Ex-Frau berechnet wird. Lediglich das ‚5150-Studio‘ befände sich „noch in Eddies Besitz“, berichtet Alex van Haien. Am Hungertuch wird sein Bruder aber auch künftig nicht nagen müssen. Denn die Van Halens sind nach wie vor für Umsatzzahlen in Millionenhöhe gut. Daß auch jüngere Bands zu den Spitzenverdienern zählen, stört Gitarrist Eddie, Drummer Alex (beide Mitte der 60er Jahre in die USA ausgewandert), Bassist Michael Anthony und Vorzeige-Shouter Sammy Hagar nicht im geringsten. Wohl aber, daß Van Halens Einfluß auf die Rockmusik nicht immer hinreichend gewürdigt wird. Dabei dürfte es eigentlich keinen Zweifel daran geben, daß die Band – entdeckt und gefördert von Kiss-Kopf Gene Simmons – in den Siebzigern durch bahnbrechende Rockalben und bombastische Bühnenshows viele damals junge Musiker maßgeblich beeinflußte. „Mir kann niemand erzählen, daß die heutige Alternativ-Szene unsere Scheiben nicht gehört hat, wie von der Presse immer behauptet wird“, erregt sich Eddie van Haien. Man mag den Mann verstehen oder auch nicht. Fest steht, daß sein Umgang mit der Stromgitarre Maßstäbe gesetzt hat. Da ist es nicht weiter verwunderlich, wenn der ‚Boris Becker der E-Gitarre‘ (Metal Hammer) mit charmanter Überheblichkeit einräumt, daß er „von den meisten Bands da draußen“ musikalisch nicht viel hält. Was ihre Bühnenshow betrifft, gilt Eddies Urteil sogar für Hochkaräter wie Soundgarden und Pearl Jam. Er selbst jedenfalls setzt weiter auf den kategorischen Imperativ der Kinks: Give the people what they want.