Schwarzer Kaffee, weißes Rauschen


Wo soll die Selbstverherrlichung von Kaffeekochern hinführen? Und wie sieht Bonnie „Prince“ Billy von hinten aus? Doch hoffentlich nicht wie Josef Winkler.

Ohne jetzt hier einem offenbar recht stolzen Gewerbe zu nahe treten zu wollen: Kriegt Euch mal ein, Baristi! Ja, Baristi! Jetzt fragen Sie sich zu Recht, was Baristi sind, genau: Baristi sind bzw. ist die Mehrzahl von Barista, und das ist der Mann, der Ihnen im Café oder beim Bäcker den Kaffee kocht. Kann auch eine Frau sein, klar. Das wussten Sie schon, aber wussten Sie auch: Wenn’s mehrere Frauen sind, heißt’s Bariste! Mit e. Hab ich grad alles gegoogelt, weil einer von denen vorhin im Radio interviewt wurde und da so für seine People, die Baristi und Bariste geredet und eine Lanze gebrochen und ein Fass aufgemacht hat, als seien sie, die Baristi und Bariste, der unbesungene Berufsstand, der dieses Land groß gemacht hat. Und ich so: „Was ist denn mit dem los?“ Und der so: „Für sie, die Baristi und Bariste, gehe es immer, one step beyond, immer weiter, immer weiter‘.“ Beim Kaffeekochen? Er sei grad aus Südamerika zurückgekommen, erzählt der Barista, von einer „Competition“, wo er offenbar jetzt tagelang Kaffee gekocht hat. Was soll das, ich bin grad aus der Küche zurückgekommen vom Kaffeekochen und weit davon entfernt, darüber jetzt ein Aufhebens zu machen. Aber ich hab auch kein Tannenbaummuster mit Vogerl oben in den Milchschaum reingemalt. Ja, gut, ich hab nicht mal einen gescheiten Milchschaum hinbekommen und schreib’s jetzt trotzdem in eine bundesweit erscheinende Zeitschrift rein.

Aber nur, um Ihnen nicht schon wieder von meinem Baby zu erzählen. Wir „jungen“ (haha) Väter neigen ja dazu, gern mal einen vom Baby zu erzählen. Aber wenn’s doch so süß ist! Egal. Aber DAS müssen Sie sich trotzdem vorstellen: Wir sind hier in diesem Haushalt gestandene Musikfrieks, „eine Liebe zu den Tönen“ und so weiter. Und gestern waren wir so weit, dass meine Freundin das Radio zwischen zwei Kanäle eingestellt hat. Weißes Rauschen – weil das Baby das beruhigend findet und so Aussicht besteht, dass es dann vielleicht irgendwann auch mal einschläft. Wo soll das hinführen? Dann schon lieber zum 897. Mal Rubber Soul. Die hat sich als Lieblingsplatte des Babys herausgestellt (offenbar angeboren) und läuft fast nur noch. Interessant ist dabei ein Effekt, der, glaub ich, recht exklusiv bei Beatles-Platten eintritt: Mir hängt Rubber Soul mittlerweile nicht etwa zum Hals raus, vielmehr ist mir ihre ganze Großartigkeit erst richtig klar geworden. Besser: Mir ist ein Riesenstück mehr ihrer Großartigkeit klar geworden. Die ganze Großartigkeit passt ja wahrscheinlich gar nicht in meine Birne rein, schon gar nicht momentan.

Apropos Birne. Letztens bei der Party vom Pete meinte einer, ich sähe von hinten aus wie Bonnie „Prince“ Billy. Je mehr ich darüber nachdenke, desto weniger weiß ich, für wen von uns, Billy oder mich, dieses Kompliment vergifteter war. Oder ob’s überhaupt ein Kompliment war. Wie oft hatte der Typ Bonnie „Prince“ Billy schon von hinten gesehen, um so etwas so bestimmt sagen zu können? Und worauf beruht die angebliche Ähnlichkeit? Weil der auch eine Platte hat? Nein, klar, der Bonnie „Prince“ Billy hat natürlich fürchterlich viele Platten – so viele, dass man gar nicht mehr weiß, wie gut die alle sind. Ich hingegen hab nur eine eigene Platte, aber die ist aufm Hinterkopf, und ich find sie richtig, richtig schlecht. Oder meinte der gar, ich sehe von hinten so aus wie Bonnie „Prince“ Billy von vorne? Das spräche wiederum nicht für Billy … aber auch nicht notwendigerweise für mich. Wie auch immer. Fest steht, dass ich mich am Tag nach der Party beim Pete gefühlt hab wie Bonnie „Prince“ Billy von unten. Rein subjektiv. Und jetzt geh ich mir noch einen Kaffee kochen, in Südamerika! Das kann dauern, drum sag ich schon mal leise: servus.

P.S.: Ich kannte mal einen, der sah aus wie die Fantastischen Vier. Aber das führt jetzt hier zu weit.