Schweinigel


Mit ihrem politisch wenig korrekten Spaßpunk sorgen Blink 182 für heftige Diskussionen.

Muss Punk politisch korrekt sein? Oder muss er provozieren um jeden Preis? Nachdem Blink 182 von ihrem dritten Album („Enema Of The State“) in den USA rund zwei Millionen Exemplare absetzen konnten, werden derlei Fragen heiß diskutiert. Denn mittlerweile sind Punks ja oftmals die besseren Hippies: Pazifisten, die sich brav vegetarisch ernähren, für Emanzipation und Gleichberechtigung eintreten und bei Wahlen ihr Kreuz an der korrekten Stelle machen. Und plötzlich kommen Tom DeLonge, Mark Hoppus und Travis Barker alias Blink 182 daher: drei Jungmänner mit einer Vorliebe für Fast Food und Pornographie, die gerne über die Mannigfaltigkeit menschlicher Ausscheidungen sinnieren und weibliche Konzertbesucher mit einem herzhaften „Zeigt uns eure Titten!“ begrüßen. Und wenn Blink 182 dann noch für einen Videodreh zur Single „What’s My Age Again?“ nackt durch Los Angeles rennen, zeigen sich amerikanische Tugendwächter ernsthaft besorgt. Doch die Kritik stammt nicht nur von erzkonservativen Moralhütern aus Kirche und Politik, sondern von Punk-Aktivisten, die sich um den guten Ruf des Genres sorgen. Die amerikanische Öffentlichkeit gilt hierzulande als reichlich prüde, doch all die Aufregung ist nicht nurfür“God’s Own Country“ symptomatisch. Wenn deutsche Musiker ebenso laut und deutlich über eine gesunde Darmtätigkeit, die Bedeutung regelmäßigen Stuhlgangs, Pornofilme und die Wonnen der Masturbation referieren würden wie Blink 182, wäre auch hier die Empörung groß.Tom DeLonge hat für seine Kritiker nur Spott übrig: „Wer sagt, wir seien sexistisch, lebt eben in seiner kleinen, politisch korrekten Welt und hat garantiert keine Freunde.“ Außerdem habe er noch nie zu einem Mädchen „bitch“ gesagt. Suspekt sind Blink 182 den Gralshütern des Punk jedoch auch aus anderen Gründen, die ganz und gar nicht im Libidinösen angesiedelt sind. Zum einen ist da die großbürgerliche Herkunft von Tom DeLonge und Mark Hoppus (beide wuchsen in einem Upper Class-Vorort von San Diego auf und sind perfekte kalifornische Wohlstandskinder). Zum anderen ist da ihre ihre eigene Nähe zum großen Geld (ein Zug, der Punk-Puristen in Alarmbereitschaft versetzt). Blink 182 lassen sich von Sportartikel- und Lifestyle-Firmen sponsern und haben mit der Robin Hood-Mentalität der Punk-Veteranen nichts am Hut: „Fugazi nehmen fünf Dollar Eintritt für ihre Show, dabei könnten sie auch 15 Dollar verlangen und würden die Halle dennoch füllen“, wundert sich DeLonge und fügtan:“lst doch ziemlich dämlich,oder?“