Selbst ihre ehemaligen Pauker kommen um das Fette Brot nicht herum


Wenn man so den Songs des Fetten Brots lauscht, könnte man meinen, daß Dr. Renz, König Boris und der Schiffmeister den lieben Tag nichts machen als Hörspielkassetten, TV-Serien und Werbung zu lauschen. Das fängt schon mit dem Titel ihres neuen Albums ‚Außen Top Hits – Innen Geschmack‘ an und setzt sich bei Reimen über TKKG-„Gabi die Pfote“ und „der Krise von Frau Griese“ fort. Daß nicht jeder ihrer Hörer mit solch intimistischen Wortspielen etwas anfangen kann, ist den Fetten Broten klar, doch stören tut sie das nicht weiter. Und neben Hits wie ‚Jein‘, dem Disco-Gassenhauer ‚Nordisch By Nature‘ vom letzten Jahr und der aktuellen Single ‚Mal sehen‘ haben Renz, Boris und Schiffmeister auch kleine Kunststücke auf Lager: So debütieren die Hanseaten auf ihrem zweiten Album mit Story-Telling ä la Last Poets auf deutsch, erzählen Geschichten, auf die ihre Deutsch-Lehrer wohl stolz gewesen wären. Stolz ist übrigens tatsächlich Dr. Renz‘ alter Musik-Pauker, der dem Rapper über dessen kleine Schwester lobende Grüße ausrichten ließ. Darüberhinaus ist dem Brot der viele Trubel eher suspekt. Der Teenie-Presse verweigern sie seit jeher Interviews, „weil wir zeigen wollten, daß wir es auch ohne die schaffen können“, so der Schiffmeister, und die ständig steigenden Verpflichtungen mit Promotionterminen u.a. können schon auch mal stressen. „Klar kommt es da vor, daß man am Geburtstag seiner Freundin nicht zu Hause ist“, meint Doktor Renz, „aber das ist halt der Tribut des Erfolgs.“ Im eh schon engen Terminplan findet das Fette Brot aber immer noch genug Platz für eine wöchentliche HipHop-Show beim Berlin-Brandenburger Radiosender Fritz und für außerplanmäßige Konzerte, wie etwa kürzlich zur Sammlung der Gerichtskosten politisch Verfolgter. Daß man aufgrund ihrer Texte solches Engagement nicht unbedingt erwartet hätte, stört das Brot nicht weiter: „Man kann nicht sagen, daß wir politisch besonders aktiv sind“, sagt König Boris, „aber wenn ein Auftritt von uns bereits hilft, ist es das mindeste was wir tun können.“