Selbst ist die Frau: Jerry Halls Beach-Kollektion


Zwischen "schön, reich und berühmt" und "schön, doof und berühmt" liegt oft nur ein kleiner Schritt. Genau auf dieser schmalen Klippe verbringt die Texanerin Jerry Hall ihr Leben an der Seite von Mick Jagger. Sie bastelt an ihrer eigenen Karriere als Model, Film-Sternchen und Bademoden-Designerin, bekennt aber zugleich: "Ich brauche nicht die doofe Blonde spielen, ich bin doof."

Sicher – das sind nur Äußerlichkeiten. Doch nicht nur aus familiären Gründen ist Jerry Hall darauf bedacht, ihre sterbliche Hülle in Schuß zu halten – schließlich ist die langjährige Gefährtin von Rolling Stone Mick Jagger emanzipiert: „Ich fühle mich mehr als gleichberechtigt – in meinem Beruf als Model habe ich sogar mehr Geld verdient, als die meisten männlichen Kollegen. “ Erst recht, seitdem sie unter der Trademark „Jerry Hall Swimwear“‚ ihre eigene Kollektion von Strand- und Bade-Moden hat. „Ich bin in meiner Firma für alles verantwortlich – ich entwerfe die Schnitte, überwache Material und Produktion und führe die Sachen dann auch bei den Modeschauen selber vor.“

Mit Erfolg: „Es ist ein großartiges Gefühl“, prahlt die langbeinige 35Jährige, „am Strand haufenweise Leute in meinen Klamotten zu sehen. Inzwischen ist es die dritterfolgreichste Sonnen-Kollektion der Welt geworden. “ Dahinter steckt ein doppelter Trick. Jerrys Kreationen, egal ob Bikinis, Badeanzüge, Röcke, Wickeltücher, Strandhosen oder Hüte, sind gerade so freizügig geschnitten, daß sie die ansetzenden Pölsterchen der nicht mehr ganz so jungen Kundinnen verdecken. Zweiter Effekt: Die eigene Kollektion sichert dem in die Jahre gekommenen Model Jerry Hall zugleich regelmäßige Laufsteg-Jobs. Doch Mick, der noch immer auf die längst versprochene Hochzeit wartet, macht sich auch so keine Sorgen, die zukünftige Mrs. Jagger durchfüttern zu müssen, denn Jerry verdient ihren Lebensunterhalt neben der Designerei mit diversen Jobs: Als Schauspielerin an der Seite von Jack Nicholson „Batman“, als Monroe-Double auf einer Londoner Theather-Bühne in dem Stück „Bus Stop“ und nicht zuletzt als kalorienbewußte TV-Werbefrau für Diät-Cola. Für Jerry ist das lebensnotwendig: „Ich muß einfach immer an verschiedenen Projekten gleichzeitig arbeiten, weil ich viel zu viel Energie in habe. Wenn ich nichts zu tun habe, würde ich sofort anfangen, die Möbel in unserem Haus umzustellen.“

Kein Wunder also, daß die Tochter eines texanischen LKW-Fahrers nur wenig Zeit hat, sich um den Jaggerschen Haushalt zu kümmern. Aber in diesen Dingen scheint ohnehin Mick der Versiertere zu sein, wie die ehemalige Geliebte von Brian Ferry verrät: „Mick kann viel besser organisieren. Ich kümmere mich lieber darum, nette Leute zu unseren Partys einzuladen, während Mick die praktischen Sachen macht. “ Wechselt also Mick Jagger die Sicherungen in seinem Haus selber aus? Jerry: „Was ist das – Sicherungen?“

Schön, reich und berühmt. Der Preis dafür ist relativ gering – einfach immer nur das schöne, doofe Blondie spielen. Doch weit gefehlt. Jerrys Geständnis: „Ich glaube nicht, daß ich die Doofe spielen muß. Ich bin in vielen Sachen so ungebildet. Ich stehe oft mit sehr intelligenten Leuten zusammen, Schriftsteller und so.

Und weil ich immer so schnell bei deren Gesprächen nicht mehr mitkomme, habe ich versucht, die großen Klassiker zu lesen. Wilde, Proust und so weiter. Das ist schon faszinierend, aber kapiert habe ich wenig. Vielleicht bin ich doof. Aber ich vertraue meinen Gefühlen, und so dumm kann das doch nicht sein …“