Sex Pistols sorgen für reichlich viel Terz


Englands Skandaltruppe Nummer 1 sorgte wieder für Schlagzeilen. Die Sex Pistols, wegen unflätigen Vokabulars von der EMI nach kurzer Vertragsdauer gefeuert, flogen nach einer Woche auch bei A&M wieder hinaus. Als offizielle Begründung wird rüpelhaftes Auftreten der Punks, angeführt. Manager Malcolm Mc Laren erklärte jedoch, dies sei nur ein Vorwand. Das wüste Auftreten anderer Gruppen sei noch nie ein Grund gewesen, Verträge zu lösen – es würde etwas anderes dahinter stecken.

Was die Rüpeleien betrifft, existieren zwei Meldungen von imagepflegenden Pistols-Aktionen. So gab es in der Londoner Musiker-Diskothek „Speakeasy“ eine wüste Rempelei, bei der A&M-Mann George Nicholson schwer verletzt wurde. Es wird berichtet, das Pistols-Sänger Johnny Rotton ihm ein Glas auf den Schädel gehauen habe. Discjockey Bob Harris vom „Old Grey Whistle Test“, der vorher von einem Pistols-Jünger angemacht worden war, wann er denn gedenke, mal die Single der Gruppe zu spielen, hatte Prügel bezogen/weil er ihn ignorierte. Er kam mit blauen Flecken davon, während Nicholson’s Platzwunden im Krankenhaus genäht werden mußten. Angeblich ist er nur zwischen zwei rivalisierende Bands geraten – sagen die Pistols.

Nach der Vertragsunterzeichnung bei A&M feierten die Sex Pistols noch ein wenig im Office. Berichte, nach denen sie eine Fensterscheibe zerbrachen Weingläser zerschmissen, auf den Teppich kotzten, die Damentoilette ruinierten und weibliche Angestellte bedrohten, sind nach Aussage ihres Managers „reichlich übertrieben“.

Malcolm McLaren versicherte, daß hinter diesem Rauswurf nur eine Erpressungsaktion anderer A&M-Vertragskünstler stehe. In der Tat schickte Rick Wakeman ein Telegramm aus der Schweiz, wo er zusammen mit Yes im Studio arbeitete: „Habe mir gerade drei Tonnen Sicherheitsnadeln und Rasierklingen besorgt und meine Klamotten zerrissen…“. Wakemann zeigte sich befremdet, daß eine Gruppe wie die Pistols bei A&M sei.

Vielleicht störte ihn der Text der Pistols-Single „God Save The Queen“, die jetzt natürlich eingestampft wird: „Good save the queen, a fascist regime/ It made you a maron, a potential H-bomb/ Good save the Queen/ She ain’t no human being/ There is no future in England’s dream…“ Nach zwei Vertrags-Desastern haben die Sex Pistols immerhin 125 000 Pfund verdient. A&M zahlte ihnen die Hälfte der Vertragssumme, 75 000 Pfund, wieder aus. „Aber das frißt sowieso die Steuer“, flucht der Pistols – Manager.

Die Gruppe ist aber zuversichtlich, bald einen neuen Vertrag in der Tasche zu haben. Nach all den publikumswirksamen Skandalen glauben etliche Plattenfirmen, mit der nächsten Pistols-Platte reichlich Kohle machen zu können. Bei Redaktionsschluß sah es so aus, als würde Virgin Records das Rennen machen.