Sie ist nicht mehr so impulsiv wie noch zu den Zeiten von „Nothing Compares 2 U“. Ihre Ernsthaftigkeit aber hat Sinead O’Connor behalten.


Sinead O Connor ist nie den einfachen Weg gegangen. Von den Tränen aus dem Video zu „Nothing Compares 2 U“ über einen schrecklichen Musicalausflug bis hin zu einer spektakulären Aktion auf offener Bühne – vor laufenden TV-Kameras zerriß die irische Sängerin eine Foto des Papstes. Obwohl Sinead O’Connor danach in aller Munde war, ging es mit ihrer Karriere spürbar bergab. So kam es denn auch, daß die kahlgeschorene Künstlerin lange Zeit wie ein gehetztes, entäußerlichtes Wesen wirkte. In dieser Zeit durfte man zu Recht um ihr Seelenheil besorgt sein. Heute hat Sinead wieder festen Boden unter den Füßen, kommt aber nach wie vor als wahrhaft wunderliches Wesen daher. Katholisch auf eine kämpferische Weise und dabei doch leise und mütterlich, mit riesigen Augen und einem kleinen, fast verkniffenen Mund. Alles an Sinead O’Connor wirkt kontrolliert. Ihr erstes musikalisches Lebenszeichen seit drei Jahren ist eine EP namens „Gospel Oak“. Ein Werk, das gerade zum zweitenmal innerhalb eines Jahres veröffentlicht wird. Der Grund: Frau O‘ Connor arbeitet nun mit einem neuen Label zusammen. Eine gerade erschienene Platte, die ihre größten Erfolge beinhaltet, ist für O’Connor das Ende eine Kapitels. Mit der neuen Firma, glaubt Sinead, öffne sich für sie zugleich auch eine neue Tür. Ums Business will sie sich fortan selber und mit dem nötigen Einsatz bemühen – „to make some fucking money“. Um selbiges zu erreichen, muß sie mit den Medien sprechen. Zum Beispiel über die Musik, der sie sich jetzt verschrieben hat. An die Stelle von Punk-Gestus und hymnischen Popsongs sind ruhige, fast unscheinbare Stücke getreten, die in ihren traditioneilen Arrangements an altes irisches Liedgut erinnern. Techno mag Sinead nicht, auch keinen Rock, und schon gar keine Frauen mit Gitarren, die vorgeben, wütend zu sein. Schließlich war sie selbst wirklich einmal wütend. Doch das ist vorbei. „Ich habe mich ausgekotzt. Jetzt geht es mir besser“. Die Zeiten haben sich geändert. Courtney Love liebt jetzt den Film, und Sinead O’Connor spricht im deutschen Fernsehen über Kinder und Kuchenbacken.