Sie waren in der Lage, sich selbst zu produzieren


In den frühen 90er Jahren gründete der schwedische Songwriter und Multiinstrumentalist Tore Johansson die Tambourine Studios in Malmö. Dort arbeitete er als Produzent an allen Alben der Cardigans – mit Ausnahme von Long Gone Before Daylight. Daneben produzierte Johansson Bands und Künstler wie Suede, Boss Hog, Melanie C, Mark Owen und Saint Etienne. Ende 2003 nahm Tore Johansson in seinem Studio in Malmö das Debütalbum von Franz Ferdinand auf.

Wie bist du an den Produzenten-Job für Franz-Ferdinand gekommen?

Ich glaube, daß mich jeder im Umfeld der Band auf dem Zettel hatte. Der Manager, das Label und die Band selber. Franz Ferdinand wurden damals sehr gehypt in England, deshalb gab es eine Menge Produzenten, die den Job haben wollten. Ich habe mireinen Soundcheck in einem Pub angesehen und hinterher mit ihnen zehn oder 15 Minuten geredet. Später haben wir zusammen die erste Single in London aufgenommen, und weil die Band die Zusammenarbeit mit mir gemocht hatte, nahmen wir das Album auf. Hier in meinem Studio in Malmö.

Was ist dir durch den Kopf gegangen, als du die ersten Franz-Ferdinand-Demos gehört hast?

Ich habe gedacht: Das ist gut, ich sollte nicht allzu viel an den Songs verändern. Sie haben so viel attitude und so gute Ideen. Ich sollte keinen Blödsinn mit dieser Musik anstellen, weit sie bereits gut war. Wenn du solche Musik überproduzierst, verliert sie ihre Kraft.

Hast du damals schon gemerkt, daß sich hier etwas ganz Großes anbahnt, daß diese Band etwas Besonderes ist?

Nein, nicht direkt. Franz Ferdinand kamen in einer sehr guten Phase für mich. Ich hatte damals viel kommerzielle Mainstream-Acts produziert und die Schnauze voll davon. Ich wollte eine Band produzieren, die ein bißchen mehr Jndie“ war. Ich habe die Arbeit mit Franz Ferdinand sehr genossen. Natürlich wußte ich, daß ihre Musik gut war und daß diese Songs ein bißchen Airplay bekommen würden, aber ich hatte keine Ahnung, daß sich das so entwickeln würde. Immerhin sind Franz Ferdinand eine Indie-Band auf einem Indie-Label. Es ist erstaunlich, wie viele Platten eine Indie-Band verkaufen kann. Weißt du wieviele sie von ihrem Debüt verkauft haben?

Drei Millionen.

Das ist wirklich unglaublich.

Ich habe neulich ein paar Demos von den Songs des ersten Franz-Ferdinand-Albums gehört. Die Stücke hören sich schon irgendwie ähnlich an, aber etwas hat gefehlt, was bei den fertigen Versionen dann da ist. Du mußt den Songs dieses.. etwas“ gegeben haben.

Ich hoffe natürlich, daß ich etwas dazu beigetragen habe. Aber Franz Ferdinand ist von allen Bands, mit denen ich zusammengearbeitet habe, die, die ich am wenigsten produziert habe. Weil die Demos bereits gut waren und weil Franz Ferdinand in der Lage waren, sich selbst zu produzieren. Denn sie hatten schon im Vorfeld sehr gute Vorstellungen davon, wie die Songs klingen sollten. Was ich getan habe, war eine bestimmte Arbeitssituation im Studio zu schaffen, und die hat gut funktioniert. Ich weiß nicht, wahrscheinlich hat es schon ein paar extra Plips und Plops gegeben, oder einen Gitarrenpart, den ich dazugefügt habe, aber die Hauptsache war die Vision der Band von den Songs.

Die Arrangements der Demos klingen ziemlich ähnlich, aber die fertigen Songs sind viel kraftvoller als die Demos.

Der größte Unterschied war vielleicht der Drumsound. Paul ist ein sehr guter Schlagzeuger. Vielleicht habe ich dem Schlagzeug im Arrangement eine größere Rolle gegeben.

Sind Franz Ferdinand disziplinert?

Sie verfügen über eine gute Mischung aus Rock’n’Roll-Attitüde und gutem Benehmen und Disziplin. Es ist zwar Pop, den sie spielen, aber die Musik ist trotzdem ziemlich akademisch, nicht, daß sie schlechte Musiker wären, aber die Musik ist ziemlich clever mit sehr vielen Referenzen. Alex hat eine Million musikalische Referenzen, er muß ständig an Musik denken.

Man kann sich stundenlang mit ihm über Musik unterhalten.

Er weiß einfach alles.