„Sigur Rós gehen radikaler mit Sprache um“


Glasvegas singen auf Englisch. Warum versteht sie trotzdem fast niemand?

Kings Of Leons Jared Followill sprach tausenden von Amerikanern und Engländern aus der Seele, als er verriet, dass er die Texte der schottischen Überflieger Ciasvegas kaum versteht. Trotzdem verkaufte sich deren Debütin England wie warme Semmeln, und nachdem die Refrains von „Geraldine“ und „Go Square Go“ bereits in den größten Hallen von London bis Aberdeen mitgegrölt wurden, wollen James und Rab Allan (Gitarre), Paul Donoghue(Bass) und Caroline McKay (Drums) ihren Breitbildschirm-Britpop nun im restlichen Europa an den Mann bringen. Das Publikum beim Deutschland-Auftakt reagierte eher reserviert (ME 01/09), aber Ciasvegas sind zufrieden: „Wir haben bisher uier oder fünf Konzerte auf dieser Tour gespielt“, so Sänger und Joe-Strummer-Doppelgänger James Allan, „undsie waren echt fuckingelectric.“ Gab es keine Bedenken, dass die unprätentiösen Texte, gesungen im dicksten Glasgower-East-End-Akzent, außerhalb Großbritanniens an Wirkung verlieren könnten? James zuckt mit den Schultern: „In Kopenhagen haben 200 Leute die Lieder mitgesungen. Ich will mir nichtauf die Schulter klopfen. ich sage nur, was passiert. Sigur Rös haben sich ihre eigene Sprache ausgedacht („Vonlenska“, u.a. zu hören auf dem Album () von 2002), das ist ja nicht mal Isländisch! Was die mit Sprache anstellen ist viel radikaler.“ Ihr gewaltiger, romantischer Sound dagegen ist momentan einzigartig: „Ich weiß noch, wie ich dachte, hier passiert etwas uerdammt Seltsames, und ich habe keineAhnung, was!“, so James. „Es war, als wir ‚Daddy’s Cone‘ probten. Caroline spielte den Beat, Paul den Bass, und ich sang, es war so einfach! Wirtaten etwas sehr Simples, aber ich wusste, dass es Berge versetzen konnte.“ Ein Katalysator für Glasvegas‘ Entwicklung war die Begegnung mit Oasis-Entdecker Alan McGee. Der brachte sie nicht nur dazu, ihren Sound weiter zu verfeinern (James: „Wir spielten ihm, Daddy’s Cone‘ akustisch vor, und er fing an zu weinen. Wir so: Vielleicht sollten wir alle unsere Songs halb so schnell spielen!“), sondern wurde einer ihrer vehementesten Förderer. Allan erinnert sich an McGees ersten Glasveagas-Konzertbesuch:“,An dem Abend saßen wir später im Pub an einem langem Tisch mit mehreren Teetassen und einem Keks. Alan zeigte auf die Tassen und sagte: ,Da sind die anderen Bands.’Dann griff er sich den Keks, schleuderte ihn ans andere Ende des Tisches und sagte: ,Das seid ihr.‘ Und Mr. McGee behält meistens Recht.“

www.glasvegas.net

albumkritik me 1/09