„Springsteen: Deliver Me From Nowhere“: Der Film, der Bruce Springsteen zerlegt & neu zusammensetzt
Bruce Springsteen hadernd und kämpfend – so gut ist „Springsteen: Deliver Me From Nowhere“.
Es ist diese Unfertigkeit, die „Nebraska“ auch dann einzigartig machen würde, wenn Bruce Springsteen nicht schon fünf Alben zuvor veröffentlicht hätte, die großes Kino waren – Rock’n’Roll als mythische Landschaft, Musik wie ein Donnerhall. Es sind Lieder über Sünder und Mörder, über die falsche Seite der Schienen, entzaubert von allem Ballast. Skelette, Miniaturen, Songs, durch die der Wind heult.
Scott Cooper fängt das Amerika von Bruce Springsteen ein
Jetzt hat Scott Cooper einen Film über Springsteen und „Nebraska“ gemacht, der beiden gerecht wird. Er erzählt die Geschichte eines Menschen und Musikers auf der Suche nach sich selbst – eines Mannes, der sich selbst die Rechnung präsentieren muss, um den nächsten Schritt gehen zu können. Cooper trägt diese Geschichte auf einer Leinwand auf, die er mit seinen bisherigen Filmen – „Crazy Heart“, „Out of the Furnace“, „Black Mass“, „Hostiles“ – vorbereitet hat: Ein Bild desselben Amerikas, das Springsteen in seinen Songs zeichnet. Ein unnachgiebiges Land, das seinen Bewohnern alles abverlangt und doch ein Ort der Sehnsucht bleibt.
Sein gelungenstes Gemälde
Cooper ist ein Chronist Amerikas, und „Springsteen: Deliver Me From Nowhere“ ist sein Meisterwerk, sein gelungenstes Gemälde bislang. Mit seiner Hauptfigur sperrt sich der Film am 3. Januar 1982 mit einem Vierspur-Tonbandgerät in Springsteens Schlafzimmer in Colts Neck ein und lässt die Dinge geschehen. In stimmungsvollem Schwarzweiß schwenkt er in die Vergangenheit – zu einer Kindheit mit einem harten Vater – und zeigt die popkulturellen Referenzen, die Springsteen inspirierten.
Ein Exorzismus
Er zeigt Springsteen selbst, wie er hadert, mit sich kämpft, sich in einer zärtlichen Affäre verliert und schließlich den Entschluss fasst, dieses mythische Colts-Neck-Demo-Tape so zu veröffentlichen, wie es ist. Eine Momentaufnahme, in der sich alles verdichtet: Wer Springsteen ist und was er zu sagen hat. Ein Exorzismus.
Jeremy Allen White glänzt als Boss
Jeremy Allen White sieht nicht aus wie Springsteen, aber für die Dauer des Films ist er es. Jeremy Strong als Jon Landau steht an seiner Seite – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Amerikas in ihren Händen. Die inneren Kämpfe und die Zerrissenheit sind hier ebenso Thema wie der Kampf gegen die Plattenfirma, ein Album zu veröffentlichen, das kommerzieller Selbstmord wäre – ein Fegefeuer, durch das man gehen muss, damit am anderen Ende „Born in the USA“ herauskommen kann.
Unsere Wertung: 5 Sterne
Im Kino ab 23. Oktober 2025. Mehr zu Cast & Crew: Film von Scott Cooper, mit Jeremy Allen White, Jeremy Strong, Odessa Young, Stephen Graham.



