Sting


„Ich könnte Trash-Metal spielen – Kunstpause – „und zwar besser als viele andere.“ Es folgt eine weitere kurze Pause, die Worte, ungeheuerliche fürwahr, hallen nach wie ein kerniges Riff. Und dann: Lachen. Kein Sorge, Master Sting beliebt bloß zu scherzen. Den Teufel wird der Mann tun, um sein Publikum, das vielleicht vielfältigste in der großen, weiten Pop-Welt zu verschrecken. (Mainstream-)Jazz- und dito Rockfans zählen zu seinen Bewunderern, Alt-Yuppies und -Hippies. Sogar Ex-Punks sollen darunter sein. Die stehen im Konzert direkt neben dem Banker mit der Aura des Miles-Davis-Hörers, der Studienrätin mit Sitzblockaden- und WG-Erfahrung oder dem Opinion Leader, der nicht erkannt werden möchte. Die Art Publikum eben, das sich freut, wenn ihr Liebling Konzerte in echt britischem Understatement als „Abende mit guten Freunden“ ankündigt; das seinen Einsatz für Amnesty International und den Regenwald würdigt; und das seinen eklektizistischen Mix aus Pop, Jazz, Folk, Country, Weltmusik und Chanson goutiert. Dem frönt Sting nun schon seit sieben Alben, die allesamt ganz zauberhaft geraten sind. Und sich gut bis blendend verkauft haben. Da lässt es sich dann auch trefflich kokettieren: „Ob von der jeweiligen Platte nun drei Exemplare verkauft werden oder drei Millionen, ist eher sekundär“, ließ der Künstler unlängst verlauten. Wohl dem, der solches sagen kann. Wohl dem auch, der einst mit den Jazz-Größen um Branford Marsalis arbeiten durfte. Dass diese Kooperation nicht von Dauer war, mag man bedauern, darf aber gleichzeitig feststellen, dass – neben Van Morrison – kaum einer ein solches Händchen für die passenden Begleiter hat wie Gordon Matthew Sumner. Auf der aktuellen „Brand New Day“-Tour wird der Meister {Bass, Gesang) von alten Bekannten – Manu Katch (Schlagzeug) und Gitarrist Dominic Miller – und Neuzugängen – Jason Rebello und Mark Elridge (Keyboards), Chris Botti (Trompete) – begleitet. Und er wird aus einem Fundus von Songs schöpfen, die er zwar, wie er nicht müde wird zu beteuern, nur für sich selbst geschrieben hat, aber doch ganz gerne mal im Beisein anderer spielt. Schließlich liebt er „dieses wunderbare, sehr warme Gefühl“, das sich einstellt, wenn einem Tausende zujubeln. Obwohl er natürlich vor allem eines ist: „Ein ganz normaler Mensch.“