Stopf ein schönes Lied in das hässliche Loch


Lucky Jim sind voller Zuver- sicht, singen "Our Troubles End Tonight", und wenn du nicht aufpasst, spannen sie dir die Freundin aus.

So weit, so klar: Alle sind pleite; wenn ein Fahrrad umfällt, denkt jeder an einen Terroranschlag, und überhaupt-Ärger überall. Wir Wohlstandswichte des 21. Jahrhunderts gefallen uns derzeit vor allem in Jammerei, und das kann doch nun auch nicht alles sein. Wie erfreulich ist da ein Album mit dem Titel OUR troubles end TONIGHT von einer Band namens Lucky Jim, mit Musik wie eine schwitzige Kuschel-Orgie in einem Raum aus Samt und Gold. Konkreter: Wir hören klassischen, opulent instrumentierten Songwriter-Pop, beseelt von verträumter Elegie und hoffnungsvoller Melancholie. Gordon Graham (Gitarre &. Gesang) und Ben Townshend (Schlagzeug & Harmonien) sind die braungebrannten Typen mit den offenen Hemden, die dir deine Freundin ausspannen, weil sie bei all der Scheiße, die sie durchmachen, nicht in Wehleid verharren wollen, sondern weitermachen. Mit Lucky Jim wird Scheitern sexy, weil es ein Morgen gibt, und da scheint dann die Sonne. Oder doch erst übermorgen? Gordon Graham hat ewig auf das Übermorgen gewartet. Die – pardon! – Kacke stand ihm bis zum Kinn, jahrelang. „Ich hatte sieben jähre Pech, hatte keinen lob, kein Geld, ein Loch als Wohnung in einer Stadt, die ich hasste, und dann verließmich meine Freundin“, sagt der Schotte, der mittlerweile im britischen Küstenort Brighton lebt, wo er in einer Bar seinem Kumpan begegnete, Lucky Jim gründete und wenig später einen Vertrag beim Label Skint unterschrieb, wo auch der Mit-Brightoner Fatboy Slim veröffentlicht. Die Lehre aus dem Leid am Leben? Gordon: „Der einzige Weg ist die Zuversicht. Egal wie schlecht es dir geht,da ist immer irgendwo einLicht, es muss dasein. Das Stück,Our Troubles EndTonight‘ ist ja nichts ah Hoffnung. Ich hoffte nichts mehr, als dass über Nacht all der Ärger verschwunden wäre. Natürlich geschah das nicht jedenfalls nicht so schnell.“

Das Gute kam in kleinen Schritten, und es kam nicht von selbst. „Man muss an sich arbeiten und daran glauben, dass man sich ändern kann und somit die Welt um sich herum“, doziert Herr Graham .Das alles hatte auch gute Seiten – es kam die Selbstfindung, und es entstand Musik. Grahams Schlusswort: „Je weniger wir besitzen, je unsicherer unser Leben ist, desto größer ist unsere Kreativität. Denn man muss etwas Schönes erschaffen, um dieses hässliche Loch im Leben zu fühlen.