Such A Surge


Agoraphopic Notes‘, so heißt das aktuelle Album von Such A Surge und meint damit die Angst auszugehen, die Panik, allein draußen zu sein, über große, freie Plätze gehen zu müssen. „Claustrophobic Notes“ wäre angesichts der beklemmenden Überfüllung im Konzertsaal in Bielefeld der treffendere Titel gewesen. Die stimmgewaltige Lisa hatte die Atmosphäre schon angeheizt, die Jungs von Queerfish setzten noch eins drauf. Klatschnasse, nach Luft schnappende Gestalten säumen schon den Eingang, noch bevor überhaupt ein Ton von Such A Surge zu hören ist. Die Kultstars des Crossover — so wird die Band um die beiden Vokalisten Michel B. und Olli S. allenthalben betitelt. Aber sehen wir den Tatsachen ins Auge: Such A Surge verhalten sich zum Crossover und seinen Möglichkeiten wie ein trockenes Brötchen zur Welternährung. Irgendwann seit den H-Blockx scheint sich in Deutschland ein fundamentales Mißverständnis durchgesetzt zu haben. Crossover heißt hierzulande brachiale Stumpfcore-Riffs zu kunstlosen Funk-Minimalismen am Bass, dazu Raps’n’Rhymes von der Stange und das unvermeidliche Jumping. Das war’s. Und als wollten Such A Surge diese schlichte Erkenntnis unterstreichen, legen sie los: mit ihrem düsteren Album-lntro und mächtig viel Gitarrendruck nach vorn. Der ist auch bitter notwendig, denn der Sound ist so zäh wie sämige Sauce. Die Transparenz ist gleich null, dafür klopft einem die Bassdrum den Adamsapfel rauf und runter. Dazu gibt’s originelle Ansagen vom Schlage: „Na Leute, habt ihr denn gute Laune mitgebracht?“ „Jaaaaa“, blökt die ostwestfälische Landbevölkerung – zum größten Teil pickelige Teenies mit Igelfrisuren – zurück. Nicht nur deshalb, sondern schon angesichts des breiigen Klangbildes ist am heutigen Abend die Hauptdevise: Stumpf ist Trumpf. Und das Ausleben dieser Devise kann ja nach diversen Bierchen auch recht mitreißend sein. Aber nach diesem Konzert bleibt der fade Nachgeschmack eines opulenten Fast-Food-Mahls: Es macht zwar satt, aber irgendwie schmeckt alles nach Pappmache.