Suzanne Vega


Der Mai war gekommen. Suzanne Vega spielte auf. Doch anders als noch vor drei Jahren, als sie gegen einen ungemütlich-kühlen Abend des vermeintlichen Wonnemonats ansingen mußte, ließ der Wettergott diesmal zur Eröffnung der Freiluftsaison Gnade vor Recht ergehen: Erst nachdem der letzte Ton verklungen war. schauerte es wiedergnadenlos …

Jede/r andere Künstler/in hätte diese glückliche Fügung wohl zum Anlaß genommen, ein paar wohlmeinende Floskeln hinsichtlich Zeit und Ort zu verlieren. Nicht so Suzanne Vega, die im Kobold-Outfit (weinrote Hochwasserhose, weites Sakko) vor die gut 3000 im gut gefüllten Rund getreten war: Es sei doch etwas „befremdlich“, ließ sie uns wissen, daß sie hier die Bäume und die ganzen Leute sehen könne. Sonst sei sie allenfalls Rauchschwaden im Dunkel gewöhnt -aber keine innig verknäulten Pärchen, die sich „fünf oder sogar zehn Minuten“ ihren Frühlingsgefühlen hingaben. Nicht, daß sie sich beklagen wolle, aber…

Beklagenswert war allerdings das Backing ihrer Band, wenn forschere Töne gefordert waren. Da mag Gitarrist Marc Shulman noch so viel und unpassend herumturnen, als ob er Vorsitzender eines Hendrix-Fan-Clubs wäre: Songs wie „Luka“, „Men In A War oder „Book Of Dreams“ (kokett angekündigt als „Mein einziger Song, in dem niemand umgebracht wird oder in der Anstalt landet…“) verkümmern so zu matten Abziehbildern der ausgeklügelten, letztlich auch druckvolleren Studioversionen.

Kraft und Präsenz hinaesen im Oldie „Marlene On The Wall“: auch „Rusted Pipe“ oder „Institution Green“ vom neuen Album kommen klar und doch vielschichtig. Doch die beste Vega ist an diesem Nachmittag die, die solo ihre Mitstreiter zum Verschnaufen schickt – oder zum halbakustischen Musizierkreis bittet: Drummer Frank Vilardi, befreit von der lieblosen Abmischung seines Sets, schnappt sich Bongos & Tambourin. Keyboarder Anton Sanko sattelt auf Klassik-Gitarre um, und Suzanne klatscht munter zu „Room Off The Street“.

Daß Vegas Aggressivität, zumindest mit diesen Musikern, zur hilflosen Pose erstarren muß. wird dann noch einmal bei ihrer Coverversion von Elvis Costellos „Beyond Belief“ in der Zugabe deutlich: Sie lieb! diesen Song, zweifellos, stürzt sich – für ihre Verhältnisse – fast leidenschaftlich hinein. Doch das präzise Surren ihrer Band kann den schrägen Biß von Costellos Attractions nie und nimmer wettmachen. Von der verachtenden Schärfe des Autors kann die Interpretin ohnehin nur träumen …