Terence Trent D’Arby


Auf seinem Debutalbum fanden sich reihenweise Hitsingles. Aber die zweite LP war ein Flop und wird in Großbritannien bereits zu Schleuderpreisen verramscht. Überdies passiert es Terence Trent D'Arby neuerdings öfter, daß man ihn mit einer Hälfte von Milli Vanilli verwechselt. Hat er auch live hart zu kämpfen?

Offiziell hieß es zwar, die Show im engen Marquee Club sei nur ein Aufwärm-Gig für die kommende Welttournee. Doch es sieht eher danach aus, als müsse Terence Trent D’Arby nach der Bruchlandung seines zweiten Albums das schwindende Häuflein seiner tapferen Getreuen um sich scharen. Gut zwei Drittel des anwesenden Publikums setzte sich wahrscheinlich sowieso aus Angestellten seiner Plattenfirma CBS zusammen. Zum restlichen Drittel zählten einige Berühmtheiten wie Chrissie Hynde und Bananarama sowie die unerschütterlichsten Fans, die zum Teil 16 Stunden lang Schlange gestanden hatten, um in den Club zu kommen. Sie hielten wenigstens nicht mit ihrer Verehrung hinter den Berg.

Es gab einen Punkt, an dem sich D’Arby mit Prediger-Geschrei und Seat-Gesang gefährlich nahe aufs Prince-Terrain wagte. Aber er hat nicht die gleiche Attitüde des „transzendentalen Sex“ an sich. Seine Sinnlichkeit, die sich im feucht-stickigen Marquee nicht übersehen ließ, wirkt eher erdverbunden und fast schon landsmannschaftlich. Er trug weites Leinenzeug und einen großen schwarzen Hut, und nur einmal wechselte er in einen Dress, der wie ein Pyjama aussah.

In stilistischer Hinsicht deckte der eineinhalbstündige Auftritt ein breites Spektrum ab. Er begann sehr schwarz und funky, glitt in eine schnelle Gospel-Gangart und zitierte Otis Redding, bevor ein Gitarrensolo im Stil von Living Color und einige Party-Songs im Stax-Sound auf dem Programm standen.

Bisweilen wird das zwar schon zuviel der Nostalgie, beispielsweise wenn D’Arby eine langsame Soulnummer à la Redding singt, aber überwiegend lebt er mit seiner abwechslungsreichen Show in der Gegenwart. Und trotz seiner makellosen achtköpfigen Band mit zwei Keyboardern, zwei Gitarristen, einem Macho-Drummer und einem Perkussionisten, der auch die Trompete blies, stand er mit seinem Schlafzimmerblick immer im Zentrum der Aufmerksamkeit.

Am besten aber kommen noch immer die Songs vom Debütalbum rüber – vor allem „Sign Your Name Across My Heart“, wo das Publikum hingebungsvoll mitsang. Die komplexeren Stücke vom neuen Album schienen die Leute ein wenig zu überfordern, die doch nichts anderes wollten als eine Mischung von Pop und Soul mit der Großmäuligkeit von Muhammad Ali und ab und zu einem Blick aus diesen unwiderstehlichen Augen.

Trotz solcher Einwände war’s eine hervorragende Show. Der Mann kann singen, und seine Band versteht ihr Handwerk. Wer will, kann sich davon im April selbst überzeugen, wenn Terence und seine Truppe in Deutschland auf Tournee kommen.

Wer indes nach dem Flop der zweiten Platte glaubt, den Mann schon abschreiben zu können, sollte sich vorsehen. Denn wer weiß – vielleicht hält er’s ja bloß genauso wie Bruce Springsteen: Einem gut verkäuflichen Pop-Album läßt er eine Produktion folgen, mit der er keine Rücksicht auf den Markt nimmt – nur um danach wieder eine massenwirksame Platte aufzunehmen. Mindestens zwei Drittel seines Marquee-Publikums hoffen vermutlich inständig, daß Terence Trent D’Arby diesem Verhaltensmuster folgt.