The Kooks Köln, Palladium


Jim Morrison kam nach Köln-Mülheim und zeigte uns mal wieder: Der Britrock liegt nicht am Boden. Und The Kooks sind mopsfidel.'

Es war an der Zeit, sich ein paar Sorgen zu machen. Um The Kooks. Die schienen ein bisschen unterzugehen. In dem Trubel um ihre Musik, in dem Gezerre an ihnen als Band, in der riesigen Aufmerksamkeit. Überall warteten Journalisten, teilweise mehr als zwanzig Interviews pro Tag. Und diese vier Jungs aus Brighton waren zu nett oder zu hilflos, um sich dagegen zu wehren, machten alles mit. Erste Konzerte im Frühjahr zeigten eine gehetzte Band, die wie ein müder Abklatsch ihrer selbst wirkte, mit einem ewig kränkelnden Luke Pritchard vorne dran, der mit Stimmproblemen kämpfte und sich in ausgelutschte Rockerposen flüchtete. Dazu kam der Verdacht, dass sich die Band bei der Songauswahl zum zweiten Album konk von „Managern und A&R-Typen von der Plattenfirma“ (Ml 5/08) dazu überreden ließ, nur Songs auf das Album zu nehmen, die britrockigen Erfolg versprachen. Künstlerisch wertvolleres Material blieb unveröffentlicht. Dann der Rausschmiss von Bassist Max Rafferty, der das mit den Drogen nicht mehr auf die Reihe bekam-vielleicht waren Sorgen wirklich angebracht. Doch die Realität ist heute: Köln-Mülheim. The Kooks sind im großen Haus, und das ist ausverkauft, seit Monaten schon. Die erste Erkenntnis folgt dem spektakulären Intro (eine riesige Hand aus Schatten tanzt auf der Leinwand, bevor die Band die Bühne betritt) auf dem FuK:The Kooks sind ganz da. Keine Spur von fahriger Selbstkopie. Sie haben Bock! Pritchard scheint gesund, mopsfidel gar- seine Stimme glasklar, seine Bewegungen hellwach, bei Ansagen grinst er schelmisch, und immer noch erinnert er frappierend an Jim Morrison. Die Band stürzt sich Hals über Kopf in ein Set aus Hits, tightestens vorgetragen. Köln kann mittlerweile selbst die Texte der Nicht-Singles von konk auswendig mitsingen und tut das recht gekonnt; immer wieder gehen die Hände in die Höhe, bis in die letzte Reihe wird gehüpft. Dann die Zugabe: der Sänger und eine akustische Gitarre. Als das Palladium den angespielten Song als „Seaside“ erkennt, geht Pritchards Gesang in einem Meer aus Kreischen unter, bevor Feuerzeuge gezückt werden und kollektiv mitgesungen wird. Die Restband kommt zurück auf die Bühne, „Stormy Weather“ und übergangslos ein rawkig-verzerrter „Sofa Song“ als Abschluss sagen uns: Allzu viele Sorgen sollte man sich dann doch nicht machen. Nicht um The Kooks. denen es offensichtlich gut geht; und auch nicht um den Britrock. Wer behauptet, der läge keuchend am Boden, wurde durch dieses Konzert Lügen gestraft.

>»www.thekooks.co.uk >» ALBUMKRITIK ME 4/08.