The Offspring


AUSVERKAUFT! MÖGEN PURISTEN SIE AUCH ALS MICKEY MOUSE-Punks dissen: Solange ihre Verkäufe in die Millionen gehen und die Konzerte aus allen Nähten platzen, können The Offspring solche Schmähungen herzlich egal sein. Nur wenige Bands auf dem Planeten Rock sind in der Lage, vergleichbare Pop-Hymnen mit süffigen Mitgröhl-Refrains und augenblicklichem Wiedererkennungswert zu verfassen. Genaugenommen bietet der Vierer sogar mehr als puren Punk, nämlich ein adrenalingeladenes „Gemeinsam-sind-wir-stark“-Erlebnis – und dafür liebt sie das überwiegend pubertierende Publikum. Das Orange-County-Quartett mag zwar weder über den pfiffigen Witz von Green Day noch die Gossen-Glaubwürdigkeit von Rancid verfügen, dafür hat es die richtigen Trommelfell-Kitzler, und das zählt! Die euphorisierten Fans kennen jedes Wort auch älterer Kracher wie „Self Esteem“ oder „Cool To Hate“, jeder dritte trägt über der stolz geschwellten Brust ein T-Shirt seiner Helden. Die reichern derweil unbekümmert ihre simpel gestrickten Zwei-Minuten-Knaller mit unüblichen Show-Einlagen an. Ein Roadie trägt ein Unterbrechungs-Schild durch die Gegend und macht klar-. Jetzt ist Pause. Dazu bläst eine Maschine schillernde Seifenblasen in die Menge. Zu ihrem jüngsten Hit „Pretty Fly (For A White Guy)“ wird sogar ein Totenkopf-Xylophon bemüht, und das alles bei bonbonfarbener Beleuchtung. Solche Gimmicks mag man für uncool halten, doch auch neiderfüllte Nörgler müssen eines zugeben: Die Band hat kaum etwas vom Enthusiasmus ihrer Anfangstage verloren. Frontmann Dexter Holland turnt nimmermüde über die Rampe, als sei die Bühne ein Trampolin. Zu „Come Out And Play“, ihrem Mega-Hit, mobilisieren die verschwitzten Sympathisanten dann noch mal alle Kräfte, und die Stimmung schlägt um in bierseligen Schulfasching. Es hätte nicht viel gefehlt, und die juchzende Menge wäre als Polonaise Punkenese durch den Saal gezogen.