The Sex Pistols – Never Mind The Bollocks, Here’s The Sex Pistols


Aufgenommen: Okt. 76 ["Anarchy In The UK"], Feb./März '77; Wessex Studios, London Produzent: Chris Thomas Bester Song: "God Save The Queen" Höchste Chartsposition GB: 1977 Oktober

Eine Band, die ganze 17 Songs geschrieben hat, von der es aber ca. 300 Alben gibt… an der muß was dran sein. Auch wenn man beim Wort“.Punkrock“ heute eher Skateboard-Spießer imagniert – 1976 wurden die Herren Pistols mit Frechheit, Zynismus. Witz und loser Rede innerhalb von ein paar Wochen zu veritablen Staatsfeinden und mußten nun mit der eigenen Imageexplosion Schritt halten. Dazu hatten sie weniger Talent als Genie: Johnny Rottens Texte trafen wie Giftpfeile den Nerv der AnstandsgeseUschaft. Steve Jones‘ Akkorde peitschten wie Lederriemen, Paul Cooks wuchtiges Schlagzeug führte zur Raserei – und Sid Vicious sah einfach verboten aus (die wichtigsten Songs hatte sein Vorgänger Glen Matlock hinterlassen). Im Studio wuchs das Ensemble über sich hinaus und bastelte eine Bombe zusammen, die in der Popwelt ein Schwarzes Loch hinterließ, aus dem als finale Botschaft der meistzitierte Refrain aller Zeiten herausschallte:“.No Future!“ Nichts war danach, wie es vorher war und nichts wäre ohne diese Platte heute, wie es ist. Die Studioarbeitvon ChrisThomas und Bill Pnce ist mindestens kongenial: Unter Rottens Geplärr pulsieren ca. 200 Gitarrenspuren, das ganze wilde Ding ist dermaßen superkomprimiert und lärmgesättigt, daß es bis heute nicht gelungen ist, die Platte originalgetreu auf CD zu überspielen. Eine feine Pointe: Alles läßt sich digitalisieren, nur die Sex Pistols nicht. Daß das brutalste und perfekteste Rockalbum aller Zeiten bei allem Zynismus eine Reihe höchst einfühlsamer, bitter-melancholischer und, ähem, liebevoller Zeilen enthält, kann man in der atemlosen Lärmlawine leicht überhören.