The Streets


Wie Interviews gehen, muss der Junge erst noch lernen. Aber Mike Skinner. der unter dem Namen The Streets dieser Tage sein Debüt „Original Pirate Material“ herausbringt, ist ja auch erst 22. „Wie ist das Wetter in Deutschland?“, will er wissen, oder auch: „Hast du eine Freundin?“ Ist ja ganz putzig, dass der Kleine die übliche Richtung eines Befragungsgesprächs kurzerhand umdreht, bloß über Mike Skinner erfährt man so herzlich wenig. Also hartnäckig sein und bösen Journalisten spielen. Siehe da: Aus Birmingham kommt er, wohnt aber seit ein paar Jahren in einer etwas engen Vierer-WG in London. „Meine Mitbewohner sind alles ganz normale und solide Studenten. Deswegen darf ich nachts keine Musik machen“, beklagt sich Mike, der seit sieben Jahren Clubmusik aufnimmt und nicht ganz so „solide“ ist. Auf nicht wenigen der Tracks vom Debüt geht es um Saufen und Pillenschlucken, gern auch in Kombination. „Ich sehe mich als Straßenpoeten. Ich kann nur darüber schreiben, was ich selbst erlebe. Alles andere fühlt sich unecht an.“ In England, wo schon ein ansehnlicher Streets/Skinner-Hype ausgebrochen ist, vergleichen sie ihn (tock, tock) mit Bob Dylan. Obwohl die Musik eine ganz andere ist. Dance-Lyriker Mike macht Garage, 2Step und ein bisschen Pop, ist quasi die missratene, aber sympathische Variante von Saubermann Craig David. „Der Rummel um mich interessiert mich nicht“, sagt Mike zum Schluss. Wo es doch so viel anderes Interessantes gibt auf der Welt. „Glaubt in Deutschtand jemand, dass ihr Weltmeister werdet?“, will er wissen. JA. Zumindest eher als ihr. Und jetzt marsch ins Bett.

The Streets – Original Pirate Material, ab 29.4. (WEA)