The The – Goin‘ up the Country


Mastermind Matt Johnson startet mit einer Hommage an Hank Williams eine Serie von Tribute-Alben für große Singer & Songwriter des 20. Jahrhunderts

Was ist mit Matt Johnson los? Mit seinem Band-Projekt The The avancierte der Engländer Anfang der achtziger Jahre zur Kultfigur des Londoner Post-Punk Underground. Jetzt schlägt der mittlerweile 33jährige leisere Töne an. Auf seinem neuesten Album ‚Hanky Panky‘ interpretiert Johnson elf Songs der amerikanischen Country-Legende Hank Williams. Mag die Wendung zum Country für den musikalischen Querkopf aus London nicht unbedingt ungewöhnlich sein, so ist zumindest Johnsons Antwort auf die Frage nach seiner ganz persönlichen Beziehung zur amerikanischen Volksmusik für ein Achselzucken gut: „Ich bin kein großer Country-Fan.“ Weshalb er aber ausgerechnet die Songs einer Country-Größe covert, liegt denn auch weniger am Genre als vielmehr an der Persönlichkeit des 1953 im Alter von 29 Jahren gestorbenen Hank Williams. „Er war ein Songschreiber, der so viele andere Leute beeinflußt hat. Seine Bedeutung geht weit über die Country -Music hinaus. Er spricht Menschen aller Kulturen und Generationen an, genau wie Bob Marley und John Lennon. Bei ihnen hast du den Eindruck, daß sie über ihre wahren Gefühle schreiben und dir nicht irgendwelche Geschichten erzählen wollen.“ Eine Eigenschaft, die den Country-Opa und seinen musikalischen Enkel zu Brüdern im Geiste macht. Ebenso wie Hank Williams verbreitet Matt Johnson in seinen eigenen Songs einen Hauch von Melancholie, hegt eine Vorliebe für die dunklen Dinge des Lebens und macht sein Seelenleben öffentlich, indem er mit seiner Arbeit das Innerste nach außen kehrt. „Klar, ich komme aus einem anderen Land, aus einer anderen Generation. Ich glaube aber, daß ich Hank Williams so gut verstehe, wie ihn jemand in meiner Position und aus der zeitlichen Distanz eben verstehen kann.“ Um Hank Williams richtig verstehen zu können, ließ sich Matt Johnson denn auch reichlich Zeit. Seit fünf Jahren bereits spukt die Idee des ‚Hanky Panky‘-Albums im kahlen Kopf des Briten herum. Daß die Verwirklichung dann so lange auf sich warten ließ, liegt allein an den Eigenheiten des The The-Masterminds. Der ist nämlich erwiesenermaßen ein Perfektionist. „Ich wollte alles über Hank Williams erfahren, bevor ich mich an seine Songs heranwagte“, erklärt Johnson. Weshalb er in den vergangenen Jahren zahlreiche Biographien wälzte, immer wieder seine Texte las und die 128 Songs hörte, die Williams während seiner kurzen Karriere geschrieben hat. Schließlich wählte Matt Johnson elf Stücke aus, die er zusammen mit dem neuesten The The-Line-up – D. C. Collard an den Keyboards, Jim Fitting (Harmonica), Brian Mac Leod an den Drums und dem ehemaligen Iggy Pop-Gitarristen Eric Schermerhorn – einspielte. Das Resultat ‚Hanky Panky‘ ist als erster Teil einer Reihe von The The-Alben zu Ehren großer Singer & Songwriter des zwanzigsten Jahrhunderts gedacht. Zur Zeit arbeitet Matt Johnson schon am nächsten Projekt, einer Hommage an den amerikanischen Blues-Gitarristen Robert Johnson, dessen exzessives Leben 1938 nach nur 27 Jahren endete. „Und irgendwann wird’s ‚Franky Panky‘ geben. Ein Album mit Frank Zappa-Songs. Das ist aber im Moment nur so eine Idee, ich kann noch nicht sagen, ob ich sie jemals verwirklichen werde. Ich weiß nämlich nicht allzuviel über Zappas Arbeit.“ Musiker, die von The The mit einem Tribut-Album gewürdigt werden wollen, müssen also vorzugsweise tot sein. Wieso? „So können sie mich nicht mehr anrufen und sich darüber beklagen, was ich aus ihren Songs gemacht habe…“ Aktuelles Album: HANKY PANKY (SONY)