The WallfIowers


München, Georg-Elser-Halle

Kleine Halle, großes Glück: Auf der ersten Deutschland- Tour seit fast sechs Jahren ist Dylan entspannter denn je.

Es mag manch einen gestört haben, dass im Foyer CDs von Bob Dylan verkauft wurden – Jakob hat mit dem ganzen Thema offenbar kein Problem mehr: Er scherzte („How’s my english?“), schwatzte während der Songs mit seinem Bassisten Greg Richling und rieb sich nach ein paar Zeilen „Three Marlenas“ gar für lange, wortlose Sekunden grinsend die Nase, während die Band geistesgegenwärtig in eine Endlosschleife der gleichen Akkordfolge abbog. Mit natürlicher Autorität, aber freundlich und vor allem ohne distanziert zu wirken suchte er den Dialog mit dem Publikum. Nicht nur ist Dylan Jr, der über Jahre auf der Bühne seine inneren Spannungen oft durch Zynik zu verbergen suchte, enorm locker geworden, er scheut auch die unbestreitbare Ähnlichkeit zum Vater nicht mehr. So interpretiert inzwischen auch er – zwar noch ganz zaghaft – das eigene Werk neu („Letters From The Wasteland“ als Ballade mit Akustikgitarre, „Three Marlenas“ uptempo) und nuschelt sich mit scheinbarer Achtlosigkeit – also im besten Sinne dylanesque – durch bedeutungsvolle Textpassagen wie „Sometimes, I must confess, I do feel a little overdressed“ („Bleeders“). Die Bemerkung „I think we never played this one here“ bei „Sleepwalker“ mag überflüssig gewesen sein – die letzte Tour war im Sommer 1997, drei Jahre bevor der Song erschien -, die Wahl der Setlist insgesamt aber höchst zufrieden stellend. Zwar ist auch live nicht zu kaschieren, dass „Too Late To Quit“ und „If You Never Got Sick“ die beiden langweiligsten Titel im hervorragenden Gesamtwerk sind, doch machten die zahlreichen Highlights wie „Everybody Out Of The Water“, „Josephine“, „One Headlight‘ (in einer druckvollen Version ohne langes Intro-Geplänkel) und „6th Avenue Heartache“ alles wett. Mit sich und dem Abend zufrieden spielte Dylan neben „Angel On My Bike“ und „The Difference“ zur Zugabe zwei Coverversionen: Bowies „Heroes“ und eine akustische Version des Elvis-Costello-Songs „Peace, Love And Understanding“, den die Wallflowers für eine GAP-Fernsehwerbung in den USA gecovert haben.

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