The Weichei Diaries, Teil 1: Warum ich Crowdsurfer nicht mag


Ich ziehe einem Crowdsurfer den Schuh, den er mir gerade beim Vorbeigeschmissenwerden an den Kopf gehauen hat, aus und drohe finster, das Kleidungsstück in den Fotograben zu werfen. Der Crowdsurfer wird-freilich zu Recht und freilich erst, nachdem er seinen Schuh zurück hat – pampig; Wenn ich so was nicht vertrage, solle ich doch auf Volksmusikkonzerte gehen. Oho! Gegenvorschlag: Geh du doch mit deinem Rumgehopse auf den Köpfen fremder Leute zu einer Saloon-Schlägerei! Gern würde ich dem Surfer auseinandersetzen, dass sein Schuh der dritte ist, den ich in den letzten 15 Minuten abgekriegt habe. Und dass ich wenig bis keinen Lustgewinn daraus beziehe, während es da vorne Pelle Almqvist zu sehen gibt, ständig mit einem Auge darauf achten zu müssen, dass mir nicht er und seine Kumpels von hinten ins Genick krachen, nur weil er und seine Kumpels meine Anwesenheit auf diesem Konzert als Einverständniserklärunq meinerseits verstehen, aktiv und unter Preisgabe meines Konzertvergnügens an der Freizeitgestaltung von ihm und seinen Kumpels mitzuarbeiten. Wo ich doch vielmehr nicht das GERINGSTE Interesse daran habe. Und davon ausgehe, dass auch er wenig davon hielte, mich jetzt nach den Hives mal eben zum Bierstand rüberzutragen, weil mich das gerade „bockt“. Wie steht es: Wenn es demnächst „ding“ ist, sich bei Auftritten von Bands, die mal etwas lauter Gitarre spielen, gegenseitig sagen wir – ans Knie zu seichen, habe ich dann auch nur die Option, ab jetzt zu Volksmusikkonzerten zu gehen, oder darf ich dann äußern, dass ich das nicht so töfte finde, wenn mich einer vollbrunzt. während ich gerade Nicholaus Arson beim Ausfallschritt zuschaue?

UND ÜBERHAUPT (ächz) gehöre ich ja nicht umsonst zum Beispiel nicht den Hardcore-Punkern, Nu-Metallern oder ähnlichen Sozietäten an, bei denen es integraler Bestandteil des Musikhörens ist, dass man sich dazu verprügelt. Aber bei Bands wie den untätowierten Hives möchte ich mir doch nicht vorschreiben lassen müssen, wo (im Zweifelsfall: ganz hinten] ich mich zu postieren habe, sollte ich uncoolerweise unverletzt aus der Chose hervorgehen wollen. Die Räume, in denen sich die Slamdance-Morons die Nasen polieren, kann man meiden. Die Crowdsurfer und ihre frei schwingenden Haxen segeln aber auch in die Moronsbefreiten Zonen rein. Und wenn ich so einem Setbstverwirklicher dann einen Schuh klaue, nur weil ich halt meine individuelle Art, meine Aggressionen rauszulassen, auslebe, ey? Dann ist das Geblecke groß. Heulboje, dann geh doch zum Badly-Drawn-Boy-Konzert! Oder warte: Ich geh da hin. Gar keine schlechte Idee.

Lesen Sie im nächsten Heft: Warum ich Menschen generell nicht mag. Und warum ich es null abkann, wenn immer gerade dann der Kaffee aus ist, wenn ich mir eine Tasse holen will, weil keiner neuen aufgesetzt hat. Etc.