Geena Davis und Susan Sarandon tun es noch eher zufällig. Kathleen Turner tut es mit Bedacht. Robin Givens intuitiv. Und Linda Hamilton tut nichts anderes mehr: Diese Frauen killen!

Hollywoods schöne „working girls“ haben neue Waffen entdeckt. Männliche Waffen. Vorbei sind die Zeiten der Alibi-Schlacht auf Matratze, an Schminktisch und Silikon-Front. Ab jetzt wird scharf zurückgeschossen. Und das chauvinistische Amerika heult auf…

„Thelma & Louise“ beispielsweise. Kaum war das lakkiert-bilderfreudige Road-Movie von Ridley Scott in den Kinos, zeterten die konservativen Gazetten los, flankiert von selbstgerechten Talkmastern und peinlich berührten Amtsträgern der Kirche: Von ethischer Verrohung, Sittenverfall und — lächerlich, aber wahr — unverantwortlicher Gewaltverherrlichung war die Rede. Der Anlaß für derlei flammende Schwanzträger-Hysterie: Geena Davis und Susan Sarandon wehren sich mit der Waffe gegen sexuelle Nötigung, mit Plünderei und Raub gegen finanzielle Engpässe und romantischer Landflucht gegen kleinbürgerlichmännliche Eingrenzungsversuche. Ihr Feldzug in eigener Sache erinnert mehr an eine weibliche Version von „Vier Fäuste für ein Hallelujah“ als an fanatisch-verbissenen Geschlechterkampf. Nichts als die triste Wahrheit findet endlich den Weg ins Kino: Frauen sind nicht mehr länger die besseren Menschen…

All das, was der gewöhnliche Kintop-Rambo traditionell zu seinen Tugenden

zählt, zieht aber offenbar für die Damen der Branche ein strenges Moral-Ausschlußverfahren nach sich. Die Kinozuschauerin indessen goutierte die Image-Änderung der „Pretty Woman“ zur „Pretty Weapon“ (ersatzweise „Lethal Woman“) mit Freuden: Kathleen Turners „Pistol-Packing-Mama“ in „V.l. Warshawski“ wurde ebenso gern angenommen wie Robin Givens exquisite Pistolera in „A Rage in Hartem“. Und Linda Hamilton als krachmuskulöser Kampf-Körper steht als effektive Gegenspielerin vom steirischen Arnie in „Terminator 2“ ohnehin außerhalb jeder Diskussion.