Tomorrow WEA 254 573-1


Weiche, fließende Rhythmen, hypnotisch treibende, hüftbetonte Grooves, Rufund Antwort-Chöre, falsettierende Soulstimmen. Afrikanisches und Europäisches, Elektronisches und Jazziges.

Schon auf LPs wie HOME (1982). W0RK1NG FOR A DOLLAR BILL (1983) oder TECHNO-BUSH (1984) hat sich der inzwischen 48jährige Südafrikaner Hugh Masekela als musikalischer Weltenbummler, als kompromißwilliger Fusionist hervorgetan. Kein Wunder! Der Trompeter — 1 96(1 mit Hilfe eines Bischofs nach New York emigriert. Absolvent der“.Manhattan School Of Music“, Gründer eines eigenen Labels mit Stewart Levine. Protege/Begleiter von Harry Belafonte oder Aretha Franklin — ist ein Botschafter afroamerikanischer Mischmusik. „Busch-Mentalität“, sag! der Exilant. der ’84 einen Vertrag bei dem Londoner Label Jive Records unterschrieb, „habe ich längst nicht mehr. Als Südafrikaner, der seine Herkunft nicht leugnet, führe ich eine Art Schninpunktexisien: zwischen Moderne und Tradition.“

Wie kaum ein anderer Musiker des schwarzen Kontinents schafft Masekela die Gratwanderung zwischen Kommerzialität und Authentizität. Immer wieder schafft er eine Verbindung zwischen der beeindruckenden Naivität einfachster Trihal chants und den hochtechnischen Möglichkeiten modernster Studios („Mayi Buye“). den Zusammenhang zwischen melodischer Eingängigkeit und perkussivem Reichtum, den Brückenschlag zwischen Kontinenten und Ohren. Wenn er, wie bei „Mayi Buye“ oder „Ke Bale“. die Buschtrommel und den Computer zueinanderführt. dann weiß man. warum Masekela einer der bekanntesten und bedeutendsten Musiker Afrikas ist.

Scheinbar ohne Probleme pendelt der hervorragende Instrumentalist zwischen den Stillagern, Stimmungslagen und Sprachen. Er überhört die trancehafte Einfachheit afrikanischer Bläserchorusse durch die intellektuelle Komplexität jazziger Improvisation. Mit der Anbindung solcher Afro-Genres wie Jive, Juju, Congo oder Kwela an Populärformen westlicher Musik wie Soul, Pop, Reggae oder Rap entkräftet er die These vom ausbeuterischen Musikimperialismus. Was als Diebstahl geistigen Eigentums galt, wird so zum kreativen Blutaustausch. Musik als internationale Sprache. Ein unterhaltsamer Kauderwelsch.