UB 4O


Seit Jahren kämpfen sie in Deutschland mit schwindenden Zuschauerzahlen. In Düsseldorf aber werden sie in der ausverkauften Philipshalle von 6500 Fans umjubelt, die in lockerer Karibik-Manier die einstündige Verzögerung des Konzertbeginns ohne Murren hingenommen haben.

Das eigentliche Reggae-Publikum, die orthodoxen Dreads also, weigert sich zur Freude der Veranstalter noch immer strikt, ein UB40-Konzert zu besuchen, und demzufolge gleicht die Atmosphäre im Saal denn auch eher einer Abiturienten- und Akademiker-Fete als der einer verkifften Reggae-Party.

Der Stimmung tut das aber keinen Abbruch. Im Gegenteil: Seit den Tagen von Bob Marley selig dürfte es kaum ein ähnlich frenetisches und begeisterungsfähiges Reggae-Publikum gegeben haben. Schon beim (vom Band abgespielten!) lntro geht die Menge mit. als ob der Abend bereits seinen Höhepunkt erreicht hätte. Bei AI Greens „Here I Am“ stehen UB40 dann endlich in Stammbesetzung auf der Bühne: Toasting-Deejay Astro. umrahmt von den Campbell-Brüdern Ali und Robin, und dahinter, erhöht auf einem Podium, der Rest der Gruppe. Als Hörn Section gesellen sich die Tenyue-Brothers. Londons Top-Bläserduo, zu Brian Travers am Saxophon.

Im Rahmen sämtlicher LABOUR OF LOVE-Erfolge. die den Kenner in Rock Steady- und Early Reggae-Tage zurückversetzen, haben Norman Hassan (Percussion) und Earl Falconer (Baß) reichlich Raum, ihr Gesangstalent unter Beweis zu stellen. Das ist auch ganz gut so. ein wenig Konkurrenz kann der allzu routinierte Stimmungsmacher Astro mit seinen coolen Ragga/Rap-Qualitäten durchaus brauchen.

Auf halber Strecke überraschen die UBs den Saal auf einmal mit schwitzig-brutalem Underground-House. Aber was bei ihren Shows in Italien das Publikum zu ekstatischen Tänzen animiert, entlockt den Teutonen in Düsseldorf allenfalls mäßigen Applaus. Vereinzelt werden sogar Buhrufe laut — denn was zu weit geht, geht zu weit. Gegen Ende der Show aber ist die Stimmung wieder ungebrochen, und im Schein der mitgebrachten Wunderkerzen singen die 6500 Reggae-Fans das Hohelied auf „Kincston Town“.