Universo Parallelo: Festival-Überlebende melden sich auf Instagram zu Wort


„Es war wie in einem Kriegsfilm“, erinnert sich einer der Überlebenden an das Massaker.

Trigger-Warnung: Hier geht es um Erfahrungen und explizite Erzählungen rund um Krieg, Terror und Gewalt.

Die Videos der Besucher:innen des Universo Parallelo Festivals in Israel, die um ihr Leben rannten, schwirren tausendfach durch die Medien. Erschreckende Aufnahmen, die während des Terrorangriffs der islamistischen Hamas auf das Trance-Festival am 7. Oktober aufgenommen wurden. Nun melden sich einige der Überlebenden zu Wort. Auf dem Instagram-Account @survived.to.tell, der am 10. Oktober online ging und von der NGO „Israel Is You“ organisiert wurde, erzählen die jungen Menschen von dem traumatischen Erlebnis.

Die Schilderungen starten alle ähnlich: Ausgelassen tanzen die Besucher:innen am Samstagmorgen auf dem Festival, bis plötzlich Schüsse, Sirenen und Bombendetonationen zu hören sind. Dann die Schreie, dass sich Terrorist:innen auf dem Gelände befinden. Obwohl den meisten die Ernsthaftigkeit der Lage schnell bewusst wurde, erkannten sie erst später das enorme Ausmaß der Terrorattacke.

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Raz war einer von ihnen. Er ist der Erste, der seine Perspektive auf dem Instagram-Account dazu teilt. Er erinnert sich daran, wie er und seine Freund:innen Richtung Norden liefen. „Es fühlte sich an, als wären wir in einem Schießstand. Sie [die Terrorist:innen] haben sogar gelacht“, erzählt der junge Mann von dem erschreckenden Erlebnis. Für sechs bis sieben Stunden versteckte er sich in einigen Büschen am Bach. Zwar hat ihm dieses Versteck das Leben gerettet, doch die Bilder, der erschossenen und mit Messern hingerichteten Menschen bleiben ihm in Gedächtnis. Mit Tränen in den Augen erinnert sich Raz an die Schreie. Nach stundenlangem, schweigendem und hungerndem Warten wurden sie von den IDF (Israelische Verteidigungsstreitkräfte) gefunden. Ein Polizist gewahr ihnen Zuflucht in seinem Zuhause in der israelischen Stadt Ofakim.

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Die meisten Menschen rannten dagegen um ihr Leben – endlos über die freien Felder und Wälder. „Wir haben nach links geschaut – Terroristen, wir schauten nach rechts – Terroristen. Die einzige Möglichkeit war weiter geradeaus zu rennen“, meint die 23-jährige Guy, die sich ebenfalls während des Angriffs auf dem Festivalgelände befand.

Und auch Sagi ließ das Auto hinter sich und fing an zu sprinten. Nach vier Stunden und 20 Kilometern pausenlosem Laufen erreichte er eine Moschav namens Patish, wo er empfangen wurde und Zuflucht fand. „Es war, als wären wir Kriegsflüchtlinge“, erinnert sich der Festivalbesucher an den Empfang. „Es war wie in einem Kriegsfilm.“

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Sahar befand sich mit etwa 30 weiteren Personen in einem Bunker. Ein bewaffneter Polizist habe ihnen geraten, darin Schutz zu suchen. Doch auch dort fanden sie die Schüsse der Hamas, die zuerst den Beamten töteten. Die islamistische Terrormiliz habe eine erste Handgranate in den Eingang des Schutzraums geworfen. Die zweite sei an der Wand abgeprallt und habe Sahar am Kopf getroffen. Es sei ein Wunder gewesen, dass die Bombe über weitere Körper hinter ihm flog, die „die Explosion dämpften“. Zwischen seinen Worten muss sich Sahar kurz fassen und erneut Stärke finden, um weiter in die Mikros zu sprechen, die auf ihn gehalten werden.

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Die meisten Überlebenden müssen in dem Wissen weiterleben, dass einige ihrer Freund:innen getötet oder verschleppt wurden. Viele haben noch hinzu keine Ahnung, was mit ihren Vertrauten überhaupt geschehen ist und ob sie sich jemals wiedersehen. Maya, die sich ebenfalls auf dem Social-Media-Profil zu Wort meldet, findet folgende Worte: „Diese Geschichte fühlt sich so surreal an. So viele Menschen haben es nicht geschafft. Und wir gingen alle eigentlich einfach nur auf eine Party.“