Unter falschem Namen glückt Falco endlich das Comeback


ME/S: Deine neue Single ‚Mutter, der Mann mit dem Koks ist da‘, die du unter dem Pseudonym T»MA veröffentlicht hast, ist nicht nur sehr erfolgreich, sondern auch wieder falcomäßig kontrovers.

(lacht) Wieso, das sang man ja schon in den 30ern.

ME/S: Habt Ihr früher zu Hause auch mit Koks geheizt?

Nein, wir hatten damals schon einen Nachtspeicher-Ofen.

ME/S: Was kostet eigentlich derzeit ein Gramm Koks?

Wieso fragst Du mich? Mitte der 80er Jahre hat das so 300 Mark gekostet, glaube ich.

ME/S: Wirst Du angegriffen, weil du so flapsig mit dem Thema umgehst?

Angegriffen nicht, aber ich werde gefragt, ob ich mit Koks experimentiert habe und darauf antworte ich, „experimentiert habe ich damit nie, ich habe es immer nur genommen“. Ich kann euch also berichten, es führt nirgendwo hin. Es kostet Geld und Zeit und ist zum Auslassen. Es führt im besten aller Fälle in die deutschen Charts. Aber ich glaube, Sätze wie „Da fällt uns ja gleich das Kruzifix von der Wand, wenn man sowas hört“, das ist seit ‚Jeannie‘ ausgestanden. Und selbstverständlich bin ich mir der Tatsache bewußt, gefragt zu werden, „Glauben Sie nicht, daß Sie da jetzt den Verführer spielen?“. Aber nein, ich glaube nicht, daß die jungen Leute heute so unmündig sind, daß sie nach dem Hören der Falconummer gleich zum nächsten Dealer laufen. Das ist eine spießige Vorstellung.

ME/S: Die Technokids bevorzugen ja wohl auch Ecstasy…

Da würde ich sie aber extremst davor warnen. Jede Generation hatte so ihre Dröhnmittel. Aber die Chemie ist etwas besonders Hinterhältiges. Die kommt ganz von hinten. Diese Dinge wie Hanfprodukte haben doch irgendwie noch mit Natur zu tun und sind biologisch abbaubar. Die Chemie… Man schafft mit der Chemie eines: Wozu man in einer anderen Drogenkarriere 25 Jahre braucht, das schafft man mit der Chemie in zweieinhalb Jahren. Und davor ist wirklich eindringlich zu warnen.

ME/S: In Amerika bist du immer noch sehr präsent. Erst unlängst zitierte dich Beck bei seinem Konzert in Hamburg mit ‚Amadeus‘ …

Das ehrt mich. Wenn er jetzt noch Jeff Beck geheißen hätte, wäre es noch besser gewesen. Aber es stimmt. Die Amerikaner kennen mich gut, besonders die Figur Falco. Das Profil, diese Corporate Identity…

ME/S: Das war 1986?

Genau. Ich kann mich deswegen so gut daran erinnern, weil es das Waldheim-Jahr war. Aus SS-Vergangenheitsgründen. Wobei sich dann ja herausgestellt hat, daß nicht er, sondern nur sein Pferd in der SS war. Und ich bin also dort permanent bombardiert worden, nicht wegen ‚Amadeus‘, sondern mit der Frage, ob denn bei uns alle Nazis seien. Das war alles nicht sehr lustig.