Vom Easy Rider Zum Killer Cop


Zwei Bad Boys schlagen zu: Sean Penn wünschte sich für seinen neuen Film Dennis Hopper als Regisseur. Mr. Madonna mit der lockeren Faust und der Hollywood-Rebell drehten einen klassischen Polizeifilm

Los Angeles, 24. April 1988. Drei Männer verlassen das Regency Kino im Stadtteil North Stockton. In der Menschenschlange vor der nächsten Vorstellung entdecken sie einen 19jährigen Schwarzen, der das Erkennungszeichen einer Straßenbande trägt. Ein blaues Tuch weist ihn als Mitglied der Crips aus. Die drei reden mit dem Crip, gehen zu ihrem Auto, kommen mit einem Gewehr zurück und erschießen den Mann. Zehn Wochen später geben die Täter vor Gericht ihr Motiv zu Protokoll: Nach Besichtigung des Films „Colors“ fanden sie, daß ihre eigene Gang, die Bloods (rotes Tuch!), darin schlecht wegkomme.

Die drei hätten deswegen nicht schießen müssen, aber sie haben recht: Die Bloods kommen schlecht weg in „Colors“. Auch die Erzrivalen, die Crips, kommen schlecht weg. Gut weg kommen Sean Penn und Robert Duvall als Cops der Spezialtruppe gegen Bandenkriminalität.

Dennis Hopper hat mit „Colors“ in den USA für Aufsehen gesorgt, wie es ihm zuletzt mit „Easy Rider“ vor 20 Jahren gelang. Hopper (damals auch Regisseur) und Peter Fonda verkörperten hippe Outlaws, zwei von vielen, die sich nicht integrieren wollten. Eines der Feindbilder in „Easy Rider“ war die Polizei. Jetzt wechselte Hopper die Perspektive.

Sean Penn kommt als jüngster Beamter zur Einheit C.R.A.S.H. (Community Resources Against Street Hoodlums, existiert tatsächlich). Wie einer, der zu viele Walter Hill-Filme gesehen hat, fährt er den Streifenwagen. Wie einer, der zuviel „Rambo“ gesehen hat, zieht er in den Kampf. Auf der Brutalität der Banden, die elend hausen, mit Crack handeln und sich gegenseitig abknallen, reagiert er mit Brutalität. Der väterliche Kollege Robert Duvall kann Penn nicht bremsen. Der Erfahrene wird von einzelnen Bandenmitgliedern als Gesprächspartner akzeptiert, aber die Illusion, durch seine Arbeit irgendwas zum Besseren zu wenden, hat er längst verloren.

Mit einer ähnlichen Auffassung ging der Regisseur ans Werk. „Hätte ich diesen Film selbst produziert, dann hätte ich ihn über die Gangs gemacht“, erklärt Dennis Hopper. So aber wurde er als Regisseur verpflichtet und drehte einen Film über zwei Polizisten. Sean Penn und Robert Duvall spielen hervorragend, ohne schimanski-hafte Eitelkeit und ohne in den privaten Szenen den weichen Kern zu sehr herauszuhängen.

„Colors“ ist ein rüder Macho-Film, der seine Faszination und seine größten Kicks aus blindwütigen G/A’i-/Am-Momenten bezieht — das krasse Gegenteil des abwägenden Ja-Aber-Auchs, das sich im Kino immer breiter macht. Lösungen weiß „Colors“ ebensowenig zu bieten wie das Police Departement. In einem aber unterscheidet sich Dennis Hopper von Walter Hill gewaltig: Am Ende seines Films gibt es keine Sieger.