Waldschrate mit Zukunft


Die australischen Go-Betweens legen zwei Jahre nach ihrem Comeback jetzt erst richtig los.

Normalität sei im Rock-Zirkus ein Fremdwort, meinen Sie? Dann kennen Sie The Go -Betweens nicht. Grant McLennan könnte mit seiner rasant den Kopf erobernden Glatze überall sitzen, hinter dem Fahrkartenschalter, im Hörsaal, auf dem Gabelstapler, auffallen würde er nirgends. Und Robert Forster lässt sich mit drei formelhaften Worten erschöpfend charakterisieren: ein seriöser Herr. Der sich allerdings einen Hauch Exzentrik leistet, indem er kurz nach Interview-Beginn eine ganze Weile Richtung Toilette entschwindet und seinen Hals mit einem Tuch kleidet, das eine Prise englischen Adels auf seine Erscheinung träufelt. Dear Landlord! Die beiden Australier haben nach elf Jahren der Trennung (nicht ohne rudimentäre gemeinsame Unternehmungen) im Jahr 2000 mit dem Album „The Friends Of Rachel Worth“ wieder an die gemeinsame Karriere in den späten Siebzigern und den Achtzigern angeknüpft. Und wollen diese nun möglichst lange fortsetzen, wie Grant McLennan bekräftigt: „Wenn es nach mir geht, machen die Go-Betweens noch zehn oder 20 Platten und stehen uon mir aus noch mit 80 auf der Bühne.“ Klingt so positiv wie der Titel der neuen Platte: „Bright Orange Bright Yellow“. Robert Forster: „Wir haben die meisten Lieder im Sommer in Brisbane geschrieben, ein helles Orange und ein helles Gelb sind die Farben, die diese Stadt beherrschen.“ Positiv ist auch das Gefühl der beiden, was die Zukunft der Go Betweens betrifft – obwohl auch hier Nüchternheit und Normalität vorherrschen. Grant McLennan erklärt: „Wir haben uns 1989 getrennt, weil wir es leid waren, immer um die Gruppe und um den Erfolg zu kämpfen. Mit einer Band hinausziehen in die Welt das kannst du in deinen Zwanzigern machen. In deinen Dreißigern hast du andere Prioritäten. Deshalb haben wir uns getrennt. Jetzt geht es uns nurmehr darum.gute Songs zu schreiben. Und sonst? What will be, will be.“ www.go-betweens.net

Trendverweigerer DJ Tomcraft: „Bei den ganzen Trends komme ich nicht mehr so gut mit. Was die Musik angeht, weiß ich Bescheid, bei ollem anderen halte ich mich raus“, sagt Thomas Brückner im Büro seiner Plattenfirma Kosmo in München. Der 27-jährige DJ Tomcraft lächelt gelassen, wenn er solche Worte spricht – die so genannte Clubkultur ist ihm ziemlich egal. Vielleicht gehört sein neues Album „MUC“ gerade deshalb zu den musikalisch aufgeschlossensten Werken im Techno. „Ich find‘ es öde, noch Schema F zu arbeiten. Da macht’s Bumm, dann kommt die Hi-hat, dann die Melodie, ein lustiger Break, und das war’s“, erklärt der seit zwei Jahren verheiratete Münchner, der zur Zeit „Babypause“ macht, um seiner Frau Bine bei der Geburt ihres gemeinsamen Sohns zur Seite stehen zu können. „Ich habe einen vielseitigen Geschmack. Ich bin zum Beispiel total happy, doss ich Rolling Stones-Karten bekommen habe.“ So beteuert er, dass auf „MUC“ auch Einflüsse aus den 60ern und 70ern zu entdecken sind, die durch seine Leidenschaft für Brian Wilson zu erklären sind. Verständlich, dass er wettert:“Tausend neue Bands covern irgend ein altes Ding, machen einen Beat drauf, schreiben ihren Namen drüber und meinen, dass es damit erledigt ist. Das Dumme ist, dass der Schwachsinn gekauft wird.“

www.djtomcraft.de