Kammer-Pop


„Bleibe nie zu lange an einem Ort“, lautet das Motto der G0-BETWEENS. Die 80er Jahre haben Robert Forster, Grant McLennan, Lindv Morrison und Robert Vickers auf Reisen verbracht. Von der australischen Heimat nach England, Europa, USA und wieder zurück, immer im direkten Kontakt zur Inspiration.

Robert Forster und Grant McLennan waren die beiden größten Dylan-Fans in der australischen Provinzhauptstadt Brisbane, als 1977 die elektrisierende Welle des Punk/New Wave auch an die Strände Australiens schwappte. Eine denkbar ungewöhnliche Kombination, doch schon die ersten Auftritte der (damals noch als Duo auftretenden) Go-Betweens zogen das Publikum in den Bann und verschafften der Band ein fanatisches Kult-Publikum. Vom Enthusiasmus gepackt, gründeten Forster McLennan ihr eigenes Plattenlabel und produzierten zwei Singles, die sich zu lokalen Hits entwickelten.

Dieses Talent wäre Europa glatt entgangen, hätten nicht Exemplare dieser Singles den Weg um die halbe Welt in die Hände des schottischen Talent-Scouts Alan Horne gefunden. Horne hatte für sein Postcard-Label gerade Bands wie Aztec Camera und Orange Juice unter Vertrag genommen und lud die unbekannten Australier in seine Talentschmiede ein.

Seither sind Go-Betweens-LPs Garant für sympathische, stark persönlich gefärbte Songs von musikalisch hoher Qualität. Doch auch wenn die englische „Sounds“ noch im März dieses Jahres feststellte: „The Go-Betweens are sexier than Sigue Sigue Sputnick“, steht der Sprung von Kult- zu Pop-Stars noch aus. Die verschlüsselte Welt der Go-Betweens, die jedem Forster/McLennan-Song seine unverwechselbare Tönung verleiht, offenbart sich erst nach mehrfachem Hören. Wie die entfernt vergleichbaren Songs von Elvis Costello oder David Byrne, behandeln Forster/ McLennan das Thema Liebe in einer technisierten, bürokratischen Welt, doch ohne jeden Glamour oder überzogene Leidenschaft.

„Ich wünsche mir, daß unsere Songs in 10 oder 15 Jahren noch soviel bedeuten wie sie es heule um“, sagt Grant McLennan. Auf dem mittlerweile vierten Album der Go-Betweens ist ihre Musik offener geworden, obwohl das zeitlose Element, die nicht-zu-klaren Facetten ihrer bis aufs Feinste auskomponierten, doch rhythmisch eingängigen Songs unverkennbar bleibt.

The Go-Betweens sind weder Rock noch Pop. Ihre Musik ist rein, unverschnitten, positiv, frei von Gewalt und Exhibitionismus. Sie klingt erfahren, doch unverdorben. LIBERTY BELLE ist ein Album mit nicht-zu-eingängigen Ohrwürmern, ein ausgeglichenes, sommerliches Werk, das die Stimmung der Band genau einzufangen scheint. Grant: „Eine Platte, auf die wir stolz sind. Irgendwie ist es uns gelungen, alles so einzufangen, wie wir es wollten -— das gelingt wohl nicht oft im Leben.“