War da was?


Rock in Deutschland, Deutscher Rock. Deutschrock? Wie man's dreht: spannender wird's nicht.

Man könnte sagen, das einzige, was dieses Jahr im deutschen Rock ging, war der Major. Und zwar bei BAP Das fand zwar zum Beispiel Wolfgang Niedecken so dufte, dass er dem Frühjahrs-Album „Comics & Pin-Ups“ im Herbst gleich noch eines in neuer Besetzung folgen ließ. Das deutsche Rockjahr ist damit aber immer noch so spannend wie vorher. Stagnation war angesagt. Nur auf einige wenige Altbekannte war Verlass: Tocotronic ließen sich auf ihrem von „tocotronischem Midtemporock“ (Bandinfo) dominierten Album „K.O.O.K“ beim Erwachsenwerden zuhören und festigten ihren Status als coolste Band der Republik. Die Sterne feilten ihren bewährten Funk-Pop auf „Wo ist hier“ mit noch etwas mehr Elektronik aus. Blumfeld legten mit ihrem langerwarteten neuen Album, dem selig Münchener Freiheitinspirierten „Old Nobody“einederam leidenschaftlichsten diskutierten (Kitsch? Schönster Pop?) Platten der Saison vor.

Element OfCrime fanden auf dem ungewohnt knarzigen“Psycho“zu alter Form zurück. Fink bauten mit ihrem grandiosen dritten Album „Mondscheiner“ die Nische hierzulande brachliegender Alternative-Country aus. Die Postrocker Oh., Das Weeth Experience und der Notwist-AblegerTied & Tickled Trio sorgten für Indie-Lichtblicke, Readymade wussten im Bereich „deutscher Britpop“ mit ihrem zweiten Album schon weniger zu begeistern. Und dann war da natürlich die unvermeidliche Hosen-Platte. Darüber hinaus: Langeweile bis Grauen. Von Rammstein kam eine betäubende Liveplatte, ansonsten überließen sie das neue-deutsche-Härte-Terrain den Stumpfmeistern Oomph! Bands wie die Merlons, In Extremo oder Tanzwut beackerten mit wachsendem Erfolg eine sich auf mittelalterliche Klänge (Hallo, Millennium!) besinnende Metal-Abart. Und als Kapazitäten auf dem Gebiet des Füßeeinschläfems profilierten sich Cranberries-Klone wie die MellowSirensoder Eat No Fish mit dem freud- und innovationslosesten Alt-Rock-Gehaue diesseits der Guano Apes. Kung Fu um Ex-Selig-Gitarrist Christian Neander probierten es mit Poserrock-Schwulst. Und über die Scorpions, die mittlerweile jeglichen Realitätssinn verloren zu haben scheinen, sei jetzt mal der Mantel des Schweigens gedeckt. Vielleicht zieht Klaus Meine ihn ja an. Er würde ihm gut stehen.-Gott sei Dank wird im neuen Jahrtausend alles gut. Sonst müsste man sich richtig Sorgen machen.