Warum Charlie Watts Mick Jagger einst ins Gesicht schlug


Diese Episode aus der Autobiografie LIFE von Keith Richards erzählt ein wenig von dem, wer der Schlagzeuger der Rolling Stones war – und was ihn wütend machen konnte.

Charlie Watts galt als Rückgrat der Rolling Stones. Keith Richards weiß es noch besser und drückte es 1979 so aus: „Jeder denkt, Mick und Keith sind die Rolling Stones. Wenn Charlie aber nicht das machen würde, was er am Schlagzeug macht, würde das überhaupt nicht stimmen. Dann würde man nämlich herausfinden, dass die Rolling Stones eigentlich nur aus Charlie Watts bestehen.“

In Gedenken an den legendären Schlagzeuger haben wir eine Anekdote aus Keith Richards‘ 2010 erschienener Autobiografie LIFE ausgegraben – jene, in der Charlie Watts Mick Jagger beinahe aus einem Amsterdamer Fenster beförderte und letztlich Keith Richards’ Hochzeitsjackett der Grund war, warum er nicht in die Tiefe stürzte.

„Dafür musste er ziemlich provoziert worden sein. Und der Schlag ging in Micks Richtung.“

„Es gab einen dieser seltenen Momente, Ende 1984, als Charlie um sich schlug – sowas hatte ich erst ein paar Mal gesehen, und es kann tödlich enden; Es bedarf viel Gleichgewicht und Timing“, heißt es in Richards‘ Memoiren. „Dafür musste er ziemlich provoziert worden sein. Und der Schlag ging in Micks Richtung.“

Es war in Amsterdam, Keith Richards und Mick Jagger waren auf dem Weg zurück in ihr Hotelzimmer, nachdem sie die ganze Nacht unterwegs waren. Richards gab seinem Kollegen für den Rückweg seine Jacke. Ich lieh ihm das Jackett, in dem ich geheiratet habe“, eine Geste, von der behauptet wird, sie hätte Jaggers Leben gerettet.

Gegen fünf Uhr morgens erreichten die beiden das Hotel, wo Jagger sofort Charlie Watts‘ Nummer wählte. „Ich sagte, ruf ihn nicht an, nicht um diese Uhrzeit. Doch er tat es und sagte: ‚Wo ist mein Schlagzeuger?‘ Keine Antwort. Also legte er das Telefon nieder.“

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Damit hätte die Geschichte bereits zu Ende sein können – vielleicht, wenn jemand anderes als Charlie Watts an der anderen Leitung gewesen wäre.

„Mick und ich saßen dort, ziemlich angepisst … als etwa zwanzig Minuten später jemand an der Tür klopfte. Es war Charlie Watts.“

„Ich öffnete die Tür und er hat mich nicht mal angesehen“, und Watt kam statt im Schlafanzug. „Er ist einfach an mir vorbeigelaufen, auf Mick zu, blieb vor ihm stehen und sagte: ‚Nenne mich nie wieder deinen Schlagzeuger.‘ Dann packte er ihn am Revers meines Jacketts und gab ihm einen rechten Haken.“ Die Rockgeschichte hätte ab diesem Punkt auch einen anderen Verlauf nehmen können.

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„Mick fiel auf das silberne Tablett mit geräuchertem Lachs auf dem Tisch und begann in Richtung des offenen Fensters und damit auch dem unten liegenden Kanal zu rutschen. Und ich dachte, der Schlag war nicht schlecht, bis mir klar wurde, dass Mick mein Hochzeitsjackett trug. Und so packte ich ihn, noch bevor er in den Amsterdamer Kanal fiel.“

Laut Keith Richards‘ Erzählung habe Charlie Watts ihn daraufhin wütend gefragt, warum er Jagger noch gepackt hätte. Richards habe daraufhin nur entgegnet: „Mein Jackett, Charlie, darum!“

Der eine Schlag habe Watts aber noch nicht gereicht, schreibt Richards weiter. „Es hat 24 Stunden gedauert, um Charlie zu beruhigen. Zwölf Stunden später sagte er noch ‚Fuck it, ich geh da jetzt runter und mach’s nochmal.‘ Es braucht eine Menge und diesen Kerl so aufzubringen.

„Wenn ich die Rolling Stones geleitet hätte, wären sie nicht weitergekommen. Wir würden immer noch herumlaufen und versuchen, einen Verstärker zu finden, 30 Jahre später.“

Charlie Watts galt als einer, der anders war als die anderen Stones. Er liebte den Jazz und auch, sich danach zu kleiden. Anders auch as seine Bandmitglieder blieb Watts auch seiner Frau Shirley Shepherd, mit der er seit 1964 verheiratet war, treu. In der Regel trug er Konflikte mit sich selbst aus.

+++ Dieser Artikel erschien zuerst auf rollingstone.de +++