Weezer – Songs From The Black Hole


Manchmal, aber nur manchmal braucht es eine wirre Weltalloper, um zu wahrer Größe zu gelangen.

Erfahrungsgemäß entsteht eine Rockoper oder zumindest die kühne Idee zu solcher in den späten Jahren einer Künstlerexistenz. Man hat schon alles gesagt, was es zu sagen gibt? Man hat schon alles verdient, was es zu verdienen gibt? Dann nichts wie ran an die Rockoper! Weezer hatten diese Routine entweder nicht begriffen oder sie bewusst verschmäht, als ihnen bereits nach ihrem unbetitelten Debüt nichts attraktiver erschien, als ein Musical-ähnliches Konzeptalbum zum Thema Weltraum zu ersinnen. Zur Weihnachtszeit 1994 nahm sich Sänger Rivers Cuomo ein paar Tage Zeit und begann zu Hause in Connecticut auf einem Achtspurgerät an Demos für das Mammutwerk zu basteln. Nach seiner Vorstellung hätte es ein Album ohne Übergänge werden sollen: (Aller momentan verlässlichsten Wahrscheinlichkeit nach) 15 Songs, die sich allesamt bei der Hand nehmen und am Ende einer Coda Platz machen, in der die wichtigsten musikalischen Momente noch mal kurz zum Auf-Wiedersehen-Sagen vorbeischauen. Man stelle sich das finale Medley auf Abbey Road von den Beatles oder Pink Floyds Dark Side Of The Moon vor. Die Charaktere des Albums wären laut einem 2007er Interview mit Cuomo „drei Jungen, zwei Mädchen und ein Mechanoid-Roboter namens Mi“ gewesen. Diese hätte er auf „eine Mission ins Weltall“ geschickt, während der sie „irgendjemanden oder irgendetwas“ gerettet hätten. „Das Ganze wäre eine Analogie zu dem gewesen, was ich damals erlebt habe: mit einer Rockband abzuheben, die die Charts hochfliegt und durch die Länder tourt. Als ich die Songs schrieb fühlte ich mich als sei ich ‚Lost in Space‘.“ Doch dann immatrikulierte sich Cuomo an der Harvard-Universität, kam dort mit der Puccini-Oper „Madame Butterfly“ in Berührung und von seinem Space-Kurs ab. Seit April 2006 postet Cuomo in unregelmäßigen Abständen Notenblätter und Texte zu den SFTBH-Liedern auf seiner MySpace-Seite.

Relikte & Rekonstruktionen: Der Legende nach existieren drei „Pressungen“ der Platte auf CD-Rom: Eine davon fristet ein Dasein in Cuomos Privatarchiv, die restlichen beiden befinden sich in Gewahrsam von Karl Koch, dem damaligen Roadie, jetzigem Webmaster Weezers und „fünftem Bandmitglied“. Die für die Platte vorgesehenen Songs „Tired Of Sex“ und „Why Bother?“ landeten schließlich auf Weezers Meisterwerk Pinkerton. Diverse Demos von Stücken wie „Longtime Sunshine“ fanden ihre Wege auf Fansites, B-Seiten, EPs und auf Cuomos Solo-Compilation Alone: The Home Recordings Of Rivers Cuomo.