Weil Folk rockt!


An diesem Tag, es ist schon ein paar Monate nach Veröffentlichung ihres Albums "Sigh No More", steigen Mumford & Sons in die deutschen Charts ein. Wo sie für die nächsten 25 Wochen auch bleiben werden

27. April

An diesem Tag, es ist schon ein paar Monate nach Veröffentlichung ihres Albums „Sigh No More“, steigen Mumford & Sons in die deutschen Charts ein. Wo sie für die nächsten 25 Wochen auch bleiben werden. Ihr Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad stieg proportional mit der Anzahl der Wochen, die ins Land gingen. Kaum ein Cafe, kaum ein Taxi in dem das Album nicht lief. Mumford & Sons spielten diesen Sommer ihren ersten Headline-Slot bei einem Festival, das sie das Jahr zuvor noch eröffnet hatten. Die BBC hatte ihnen für 2009 Großes vorausgesagt, und ihr Siegeszug ging weiter. Die Band hatte ihren Ursprung in zahllosen Solo-Gigs, die der Leader Marcus Mumford in überteuerten Londoner Spelunken spielte. Damals, zwischen 2007 und 2009, will Mumford übrigens nichts von einer homogenen englischen Folk-Szene mitgekriegt haben – nur von ein paar Kumpeln, die ähnliche Musik mochten und machten. Dazu gehörten unter anderem Jay Jay Pistolet, Emmy The Great, Laura Marling oder Noah And The Whale. Sie alle schrieben während dieser Zeit Songs zusammen, inspirierten sich gegenseitig, verliebten und verließen sich wieder. Die „Gewinner“ dieser Clique sind Mumford & Sons – Marcus Mumford bandelte mit Marling an, und die Bands reisten im Auftrag des englischen Kultur- und Bildingsinstituts nach Indien. Auch bei den Nominierungen für den renomierten Mercury Music Prize waren Mumford & Sons und Laura Marling dabei – zusammen mit zwei weiteren Nu-Folk-Bands: Stornoway und Villagers. Erstere hatten sich in ihrer lokalen Szene in Oxford die Finger wund gespielt, bevor sie einem Londoner DJ eine CD geben konnten, die er ausnahmsweise mal nicht als Untersetzer benutzte, sondern in seiner BBC-Radiosendung spielte. Der Sound dieser Bands – erhebend, von akustischen Instrumenten dominiert, mit cleveren Gesangsharmonien und anrührenden Texten – fand nun auch im Mainstream großen Anklang. Das Auftreten der Band traf einen Nerv: Bodenständig und bedacht – anders als die lauten Pop-Rapper und die Größenfantasien von Bands wie Kasabian oder Muse. Dazu unterstützten die Westen und Cowboystiefel von Mumford & Sons und die Karohemden und Cordhosen von Stornoway einen Trend, der es bis in Modeblogs und Modeläden schaffte: Urban Folk. Dabei variierte die Qualität der Musik der Bands stark. Stornoways Album bot neben ein, zwei Hits (z.B. „Fuel Up“) auch viel Dürftiges, und in Indie-Kreisen sorgte die Mercury-Nominierung der Villagers für Entsetzen (wo waren bitte These New Puritans?). Und auch Mumford & Sons mussten dieses Jahr feststellen, dass sie auch nicht die ganze Welt liebt: Chefgrantler und The-Fall-Legende Mark E. Smith bewarf sie während eines Soundchecks mit einer Flasche und schimpfte sie „einen Haufen zurückgebliebener irischer Folksänger“.