Whitney Houston: Das Drama in der Puppenstube


Frau Saubermann wird in den Schmutz gezogen. Warum Whitney Houston trotzdem ihr schönstes Colgate-Lächeln zeigt, verriet sie ME/Sounds-Mitarbeiter Teddy Hoersch.

Sie hat es schwer. Gerade inthronisiert als unbestrittene Königin des Crossover-Pop, rütteln Neider an ihrem Thron, sezieren Journalisten mit spitzer Feder das Privatleben von Frau Saubermann, und zu allem Übel tritt auch noch eine weiße Lady im kleinen Schwarzen auf den Plan. Mariah Carey heißt die Kopie, die exakt wie das Original singt und sich prompt vor Whitney auf der ersten Chartposition breitmacht.

Natürlich bleibt Miss Houston Dame und sagt artig, daß Mariah eine „gute Stimme habe“. Das einschränkende „aber“ wird kaum hörbar hintangestellt. Statt dessen lacht sie ein blitzweißes Colgate-Lächeln und wechselt das Thema. Es wundert sie, daß man fragt, ob sie im Falle eines Krieges am Golf für die GIs singen würde. Truppenbetreuung ja, da ist sie mit Marlene Dietrich in guter Gesellschaft. „Aber so etwas ist leichter gesagt als getan. Bis jetzt ist noch keine Entscheidung gefallen. Aber wenn ich ins Flugzeug steige, muß das alles genauestens geplant und organisiert werden.“

Klar doch, Whitney ist kostbare Fracht. Seit Arista-Chef Clive Davis die 19jährige Whitney unter Vertrag nahm, verlief die Karriere planmäßig. Gold- und Platinehruneen, Grammys und Music Awards, im Dutzend billiger. Ihr Album WHITNEY warf sieben Nummer eins-Hits in Folge ab, eine Rekordserie, die nicht einmal den Beatles gelungen ist. In diesen Höhenregionen muß doch die Luft dünn und der Erfolgsdruck übergroß werden?

„Eigentlich nicht“, schüttelt den hübschen Kopf, Hauptproblem besteht darin, nach der anderthalbjährigen Pause wieder Trill zu fassen. Ich habe die Pause dazu genutzt, zu faulenzen, auszukühlen, mit meiner Familie und mit Freunden zusammen zu sein. Wieder in diesen Rhythmus zu kommen, darin bestand für mich die Schwierigkeit. „

Im Vorfeld der Veröffentlichung des dritten Albums häuften sich Spekulationen, daß Meistermacher Davis seinen Schützling mehrmals zum Nachsitzen verdonnert habe. Mariah Carey war noch nicht ganz zu hören, da soll angeblich der anvisierte Veröffentlichungstermin verschoben worden sein. Mutmaßungen beherrschen die Diskussion, auch weil Miss Houston sich gerne hinter höflichen Floskeln versteckt.

So beeilt sie sich, bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit, irgendeinen ominösen Boyfriend zu erwähnen. Daß die Sache mit Eddie Murphy nicht geklappt hat, weiß man. „Ich habe einen neuen Freund“, gibt sie sich geheimnisvoll – anstatt wie ihre Tante Dionne Warwick mal richtig auf den Tisch zu hauen. „Whitneys Sexleben“, sagte sie. „geht keinen etwas an. “ Was die Gemüter, schreibend oder lesen, so erregt, ist die Frage, ob die Gute denn überhaupt ein solches hat. Je weniger sie selbst sagt, desto wilder wuchern die Gerüchte. Mal soll sie sich mit einer Schauspielerin gekloppt haben – aus Eifersucht. Dann wieder schießen sich alle auf Whitneys Assistentin Robyn Crawford ein. 1987 außen sich die so Verdächtigte mit Bekennermut im „Time“-Magazine: „Ich bin nicht lesbisch“, und berichtet, daß Tränen der Entrüstung geflossen seien ob dieser Unterstellung. Whitney hat Mühe, ihre Rolle in dem Industrieunternehmen Houston klarzustellen. Ist sie wirklich nur eine „Simulation, eine Mogelpackung“, wie man in der Zeitgeist-Postille „Tempo“ behauptet hat? Eine, die vor dem Mikrofon schmachtend von heißblütiger Liebe und heißblütigen Kerls singt, ohne jemals einem begegnet zu sein. Mit bösartiger Freude delektiert sich die Klatsch-Journaille an der Vorstellung, daß Whitney einsam zum Grund ihres Pools taucht, um dort ihre marmornen Initiale zu betrachten.

Kannst Du eigentlich richtig gehend sauer werden, frage ich sie in dem Luxus-Nightliner, der in Basel – nach ihrem Gastspiel in Elstners „Nase Voll“-Sendung — als Interview-Ort dient. „Aber ja“, herrscht sie mich an. Alle anwesenden Assistentinnen bestätigen mit breitem „Yeah“, daß die süße Whitney auch richtig tough sein kann. Und die, sagt sie. müssen es ja wissen.

Wissen sollte man auch – in Presse-Infos wird es stets hervorgehoben – daß Whitney in punkto Benefiz eine wahre Großmeisterin ist. Möchte sie auf diese Weise etwas zurückgeben von den Millionen, die sie fast im Schlaf verdient hat?

Ich bin schon ein Glückskind und muß meinem Schöpfer danken er die Talente, die er mir mitgegeben hat. Ich empfinde es als Verpflichtung, Menschen, die in Not sind, durch meine Popularität zu helfen. Denn Popularität ist Macht. Man hat fast soviel Einfluß wie der Präsident, das ist teilweise erschreckend.“ Eine hypothetische Frage: Würde sie später mal für das Amt im Weißen Haus kandidieren wollen? Sie lacht wieder ihr blitzweißes Colgate-Lachen. „Vielleicht würde ich ja sogar gewinnen. „