Wilde Seiten


Bislang kommen anspuchsvolle Web-Seiten fast ausschließlich aus den USA und England. Noch in diesem Monat wird sich das ändern. Das Berliner Multimedia- Unternehmen „WildPark" öffnet sein virtuelles Gehege für die Internet-Gemeinde

Das Internet ist wie ein Ozean“, erklärt Stephan Balzer und nippt an seinem Cappuccino. „Als Anbieter im Net stehst Du auf deiner Insel und versuchst mit einer weißen Fahne möglichst viele Leute zu dir herüberzuwinken.“ Stephan Balzer, 29, ist studierter Medienberater und ambitionierter Fahnenschwenker bei Wild-Park, einem Berliner Online-Projekt, das Anfang August an den Start geht.

WildPark hat sich zur Aufgabe gemacht, ein Führer durch das Internet zu sein. Net-Benutzer, die bei Wild-Park landen, sollen mit Tips und Kommentaren versorgt werden und darüber hinaus die Möglichkeit haben, etliche weitere Informations- und Kommunikationsleistungen in Anspruch zu nehmen. Musik wird dabei ein Schwerpunktthema sein. Schon zum Start kann der Netsurfer sich den Produktkatalog von Labels wie Logic oder Play It Again Sam Records angucken, Neues von der Musikmesse PopKomm erfahren oder sich Songs von ungesignten Danceacts anhören. Erfahrung im Multimedia-Bereich haben die WildPark-Mitarbeiter bei der Mutterfirma Pixelpark gesammelt, einem Unternehmen, das u.a. auch das multimediale Bestellcenter „MusicMaster“ für den Kaufhauskonzern Karstadt erstellte und sich für die Produktion der U96 CD-ROM verantwortlich zeichnet. Die World Wide Web-Seiten von WildPark, layoutet vom New Order-Designer Peter Saville, sollen Künstlern und Firmen eine gemeinsame Plattform und dem Benutzer das Gefühl geben, zu Hause zu sein. Denn im Unterschied zu den zahlreichen amerikanischen Internet-Anbietern wird bei WildPark Wert auf ein europäisches Profil gelegt. Neben Plattenfirmen werden die Berliner Wilden auch mit diversen Zeitschriften, vom Jugendmagazin zum Szeneblatt, kooperieren. Vermutlich noch in diesem Jahr ist mit einem (E-)Mailorderservice für CDs, Konzerttickets und weiteren Produkten zu rechnen. Wer will, kann sich in WildParks eigenem „Ego-Labor“ ein neues Selbst zusammenbasteln und sich in der „E-Bar“ zu einem Plausch in netter Runde niederlassen oder sich in ein intimes Zwiegespräch am Computer vertiefen. Über „Circles“ genannte Pinnwände kann man Nachrichten hinterlassen oder abfragen, und schon bald wird es dem virtuellen Besucher erlaubt sein, Gigabytes von Musikmaterial kostenlos auf seine heimische Festpatte zu laden. Bei solchen Vorhaben wundert es nicht, daß Stephan Balzer denn auch zuversichtlich in die Zukunft von WildPark blickt. „Im Moment blinzelt und funkt noch alles, was sich in dem riesigen Ozean des Internet befindet. Aber irgendwann wird es Inseln geben, die dicker und größer sind, und andere, die untergehen werden. Und ich bin mir sicher, daß WildPark nicht zu den letzteren gehören wird.“