Deerhunter :: Halcyon Digest

4AD/Beggars/Indigo

Früher hieß es Bedroom-Pop, heute Glo-Fi: das bestgehütete Geheimnis der Musikwelt.

Zwischen den Songtexten ist im Booklet des neuen Deerhunter-Albums ein makaberer Text der Queer-Ikone Dennis Cooper abgedruckt. Der Albumcloser „He Would Have Laughed“ besingt den Drogentod des semilegendären Sängers Jay Reatard mit den Worten „I won’t rest ‚till I can’t breathe“. Es war schon immer diese Zwischenwelt, in der Sex, Tod und ewige Jugend regierten, die Bradford Cox interessierte – „Why do I dream/ of his body when/ his body will decay/ his flesh will be fluorescent grey“, heißt es in „Fluorescent Grey“. Auf dem vierten Album der Band aus Atlanta, Georgia, ist diese Suche nach Liebe, nach Geborgenheit in der Selbstauflösung und Selbstentfremdung ins thematische Zentrum gerückt. Deerhunter zeigen sich musikalisch friedfertiger als auf ihren vorherigen Alben – der spröde Shoegaze und Krautrock ist Synthieflächen und Klangexperimenten gewichen. Die Hits („Coronado“, „Revival“) klingen nun noch mehr nach The Strokes und 60s-Garage, die Balladen („Helicopter“, „Earthquake“) noch mehr nach Prefab Sprout und manchmal sogar nach Phoenix. Bradford Cox hat es zum Schlafzimmer-Pop getrieben, der heute von den coolen Kids „Glo-Fi“ genannt wird. Die Lyrics aber zeigen das düstere Herz der Band – wie singt Cox so schön in „Sailing“: „Only fear/ can make you feel lonely out here.“ Ein Album für die einsame Insel, die Ewigkeit, und das, was danach kommt.

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