Little Dragon

Ritual Union

Peacefrog/Rough Trade VÖ: 25. Juli 2011

Was können diese Schweden eigentlich nicht? Richtig guten minimalen Elektro-Soul vielleicht? Falsch! Hier ist er.

Tja, Little Dragon. Mit denen ist es schon etwas vertrackt. Besitzern der jüngsten Alben der Gorillaz und von Maximum Balloon sollte der Name der Band geläufig sein, dort hatte die Band wichtige Auftritte. Doch man wird nicht so viele Antworten auf die Frage bekommen, wer genau Little Dragon eigentlich sind. Die Göteborger arbeiten allzu gerne im Versteckten und waren scheinbar auch immer zufrieden damit, dass man beim englischen Dance-Label Peacefrog nicht über die ganz große PR-Maschinerie verfügt. So blieben das Debüt Little Dragon und der Nachfolger Machine Dreams ein Ding von ausgesuchten Edel-Liebhabern wie Damon Albarn und Dave Sitek.

An Yukimi Nagano hat das gewiss nicht gelegen. Sie hat eine auffällige Stimme. In ihr steckt der Soul einer Erykah Badu und der galaktische Spleen von Janelle Monáe. Nun stünde aber selbst die tollste Sängerin auf verlorenem Posten, wenn sie nicht über Helfer verfügen würde, die ihrer Stimme einen würdigen Rahmen verleihen. Und da wird es dieses Mal interessant. Ihre drei Buddys mucken nämlich auf. Sie sind nicht mehr gewillt, Nagano bloß Geleitschutz zu geben. Früher klammerten sie sich schüchtern an beliebig tackernde HipHop-Beats, heute reizen sie ihre Gerätschaften viel besser aus. Überall klappert, wabert, pfeift und raschelt etwas, ohne dass es gleich zu nerviger Fülle führt. Manchmal bauen sich die Dinge auch erst langsam auf. „Please Turn“ fängt mit einem trockenen Northern-Soul-Beat an. Man rechnet schon damit, dass Marc Almond gleich mit „Tainted Love“ loslegt. Aber das hier ist 2011 und nicht 1981. Etwas wilder will es schon sein. So wild wie bei einem Playstation-Freak, der seine Finger nicht mehr unter Kontrolle bekommt.

Nicht ganz so ekstatisch geht es in „Precious“ zu. Hier spürt man eine Verbundenheit zum Funk der Achtzigerjahre, zu Prince natürlich und zu obskureren Kalibern. Zum Glück haben die Schweden erkannt, dass man sich darauf nicht zu sehr einlassen sollte. Prince ist schließlich groß, da kommt sowieso keiner ran. Deshalb konterkarieren sie das Ganze kurzerhand mit ein paar Dubstep-Spielereien.

Den geraden Weg gehen Little Dragon auch gelegentlich. Zum Titelsong und zu  „Nightliner“ kann man durchaus feiern. Etwas introvertiert vielleicht, aber es geht. In der Summe macht das alles schon einen verdammt sympathischen Eindruck. Die Band hätte ja auch einfach die Gelegenheit beim Schopfe packen und angesichts des gewachsenen Interesses ein Popalbum reinsten Wassers machen können. So etwas hat es alles schon gegeben. Doch die Lust auf Experimente und die Wahrung der Identität waren stärker. Und was soll man sagen? Selten war bodenständig so sexy. 

Key Tracks: „Ritual Union“, Brush The Heat“, „ Nightliner“

Artverwandtes: Erykah Badu Baduizm (1997) Róisin Murphy Ruby Blue (2005)

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