Angel Haze

Dirty Gold

Island/Universal (VÖ: 07.02.)

Als einer der derzeit spannendsten Rapperinnen findet die New Yorkerin auf ihrem Debütalbum den goldenen Mittelweg zwischen Großmaul-Posen und Selbsttherapie.

Das vielleicht wichtigste über ihr Album weiß man schon, bevor man es gehört hat: Ungeachtet von Major-Plattenvertrag und Pop-Appeal, auf den ihre Musik ja trotz des rauen Charmes abzielt, versteht es Angel Haze, das Reizvolle an ihrer Kunst mit wunderbar gekonnten Mittelfinger-Aktionen immer wieder auf den Punkt zu bringen. Die alte HipHop-Formel „I don’t give a fuck“ – sie ist ganz wörtlich zu nehmen bei einer 22-jährigen Newcomerin, die aus Frust über Label-Politik ihr Debütalbum einfach Monate vor dem geplanten Release selbst per SoundCloud- Upload leakt.

Und auch wenn DIRTY GOLD gemessen am düsteren, harschen Sound ihrer früheren Mixtapes sehr viel glattgeschliffener und zugänglicher daherkommt, ist es wohl genau das Album, das die Halb-Cherokee-Indianerin machen wollte. Die fein säuberliche Hochglanzproduktion von Markus Dravs (Arcade Fire) zwischen Synthesizern und dezenten Clap-Beats ist sowieso nur Klangteppich für die eigentliche Attraktion: Diese Frau kann rappen!

Double-, Triple- oder Halftime – ihr variantenreicher Flow funktioniert immer. Und abgesehen von leicht klebrigen Hookline-Hymnen in „Battle Cry“ oder „Sing About Me“ ist da immer noch diese aufsehenerregend dunkle, brutale, auch triebhafte Bildsprache, mit der Angel Haze schmerzhaft ehrlich über menschliche Existenz zwischen Sexualität und Religion sinniert: In „Black Dahlia“ geht es um ihre Mutter und ihre Kindheit in einer sektenartigen Pfingstgemeinschaft in Virginia; „If you’re contemplating suicide, this is for you“, rappt sie in „Angels And Airwaves“ über eine verkorkste Beziehung. Im vielleicht besten Song des Albums, „Black Synagogue“, gibt sie einen frenetisch kreischenden Prediger. Und von der Himmelspforte geht es in „White Lilies / White Lies“ zurück in finstere Pole-Dancing-Bars. Die besten Geschichten gibt es eh dazwischen.