Lykke Li

I Never Learn

Atlantic/Warner

Depri-Drama-Pop made in Schweden: Frau Li erhebt den Kampf der Geschlechter zur morbiden Klangkunst.

In einer Beziehung mit der zierlichen Dame aus Stockholm zu stecken muss die Hölle sein. Mit ihr an einem Album zu arbeiten ebenfalls, wie Produzent Björn Yttling offen zugibt. Schließlich neigt die 28-Jährige zum Extrem – zu heftigen Gefühlsausbrüchen wie zur emotionalen Eiszeit, zu großem Pathos wie radikalem Minimalismus und nicht zuletzt zur kommerziellen Totalverweigerung.

So hat Lykke den Erfolg der remixten Single „I Follow Rivers“ immer noch nicht verarbeitet, fühlt sich missverstanden, in ihrer künstlerischen Vision verraten und tut auf I NEVER LEARN alles, um den falschen Kurs zu korrigieren. Und zwar indem sie dem Mainstream-Publikum neun Stücke vorsetzt, die es gar nicht verarbeiten kann. Einerseits weil sie das Ganze als hochtrabendes Konzeptalbum und dritten Teil einer Trilogie über das komplexe Gefühlsleben einer Frau in ihren 20ern verkauft, andererseits weil sie musikalisch ziemlich heftige Geschütze auffährt.

Abgesehen von der euphorischen Hymne „Gunshot“ ist das Material sehr düster, dramatisch und depressiv, schwelgt in Arien über verflossene Liebe, gebrochene Herzen, fiese Selbstzweifel und bittere Schlussfolgerungen („Never Gonna Love Again“) und ist gleichzeitig doch so herrlich zerrissen und inkonsequent, dass es unfreiwillig komisch wirkt.

Da macht sie sich beispielsweise einen Haufen Vorwürfe, an den falschen Typen geraten zu sein („I Never Learn“), wünscht ihn sich aber anschließend direkt zurück („Just Like A Dream“). Oder seine Liebe war nicht gut genug („Love Me Like I’m Not Made Of Stone“), und trotzdem hält sie ihm (in „Sleeping Alone“) alle Türen auf: „Someday along the line, we’ll meet again.“ Wer sich darauf einlässt, wird prächtig unterhalten. Wem das zu wirr ist, bleibe halt bei Helene Fischer.